Fiebersaft ist knapp – welche Alternativen gibt es?

Fiebersaft und andere Medikamente sind knapp? Die Bundesärztekammer hat aufgrund von Lieferengpässen einen nachbarschaftlichen Austausch von Arzneimitteln angeregt, auch abgelaufene Präparate könnten noch eingenommen werden. Dieser Vorschlag wird von den meisten Medizinern negativ bewertet, da die Sicherheit der Patienten darunter leiden kann. Was kann man aber tun, wenn die Apotheken eine Vielzahl von Medikamenten nicht beschaffen können? Was gibt es zum Beispiel für Alternativen zum Fiebersaft?

Medikamente, vor allem Fiebersaft werden knapp

Medikamente, vor allem Fiebersaft werden knapp

Nicht nur, dass Arzneimittel fehlen. Die medizinische Versorgung, vor allem durch Kinderärzte ist am Limit. Daher bietet die KV Nordrhein ab dem 24.12.22 einen neuen telemedizischen Notdienst für besorgte Eltern explizit aus Nordrhein. Patientinnen und Patienten aus Westfalen-Lippe werden jedoch nicht abgewiesen. Näheres erfahren Sie unter:

https://patienten.kvno.de/service/notdienst/telemedizinischer-kindernotdienst

Akut kranken Kindern kann ich in meiner Praxis leider auch nicht weiterhelfen. Bei einigen Erkrankungen, wie dem derzeit grassierenden Scharlach oder vor allem auch Corona besteht sogar Behandlungsverbot.

Fiebersaft nicht immer nötig: Fieber ist ein natürlicher Prozess

Wichtig zu wissen ist aber auch, dass Fieber aus naturheilkundlicher Sicht positiv zu bewerten ist. Fieber ist eine sinnvolle Reaktion auf Krankheitserreger und sollte nicht unterdrückt werden, zumindest nicht zum Anfang eines Krankheitsgeschehens. Die körpereigene Temperaturerhöhung geschieht u.a. durch eine Steigerung des Stoffwechsels. Das Immunsystem wird zwischen 38° und 39° besonders aktiv. Zeit und Ruhe sind wichtig, ebenso viel warme Flüssigkeit, bspw. in Form von dünnen Tees.

Hier kommen einige naturheilkundliche Mittel zur Behandlung von Fiebererkankungen. Denken Sie aber bitte daran, dass die Temperatur erst gesenkt werden sollte, wenn sich der Allgemeinzustand stark verschlechtert oder Fieberkrämpfe entstehen.

Der Klassiker: Wadenwickel

Wadenwickel helfen auf verschiedenen Ebenen. Neben der körperlichen Wirkung sprechen die Aufmerksamkeit und die Zuwendung, Berührung und Nähe die Seele an, geben Geborgenheit. Dies ist ungemein effektiv für den Heilungsprozess. Folgendes ist wichtig zu beachten.

  • Als fiebersenkende Maßnahme sollten die Wickel erst durchgeführt werden, wenn der Fiebergipfel erreicht ist. Sonst wird der Prozess unterbrochen und das Immunsystem ist weniger schlagkräftig.
  • Kalte Hände und Füße wärmen Sie bitte dringend erst auf, bspw. durch eine Wärmflasche.
  • Eine maximale Temperatursenkung von 1° beachten. Ansonsten wird der Kreislauf zu sehr belastet.
  • Die feuchten Tücher müssen verdunsten können. Bitte wickeln Sie sie nicht in Plastik ein, oder umhüllen sie mit Decken. Ein Wärmestau muss vermieden werden.

Durchführung:

  • Dem Patienten Wollsocken anziehen.
  • Untere Betthälfte mit einem Badetuch schützen.
  • Wasser oder Pfefferminztee in einer Schüssel auf maximal 10° unter der Körpertemperatur des Patienten erwärmen. Je kleiner die Kinder sind, desto geringer sollte der Temperaturunterschied sein.
  • Zwei wadenbreit gelegte Baumwoll- oder Leinentücher eintauchen, auswringen und faltenfrei um die Waden wickeln. Nur locker bedecken. Die Tücher 3-10 Minuten liegen lassen, auswaschen, erneut in der Schüssel tränken und anlegen. 3-4 Wiederholungen. Bitte abrechen, wenn der Patient einschläft. Das ist ein gutes Zeichen.

Ernährung während Fieber

Der Patient sollte so wenig essen wie möglich, so viel wie nötig. Dabei sollte er auf tierisches Eiweiß verzichten, viel Obst und Gemüse sind gut. Dünne Gemüsebrühen können helfen, einem Mineralienverlust durch das Schwitzen auszugleichen.

Fiebersenkung durch schweißtreibende Heilpflanzen

Schwitzen fördert die Entgiftung und kühlt den Körper ab. Der Stoffwechsel wird angeregt, somit auch das Immunsystem. Eine schweißtreibende Wirkung haben Holunderblütentee oder Lindenblütentee. Der Tee sollte möglichst heiß getrunken werden. Heiße Bäder sind am Anfang einer Erkältung sinnvoll, bei Fieber aber kontraindiziert. Bitte machen Sie daher nur Fußbäder. Der Kreislauf wird sonst zu stark belastet.

Holunder erhalten sie als Tee aus Blüten, auch in Teemischungen, als Urtinktur oder Fertigpräparaten. Holunderbeerensaft wird heiß als „Fiebersaft“ eingenommen.

Lindenblütentee ist ebenfalls bekannt für seine schweißtreibende Wirkung. Außerdem wirkt die Lindenblüte beruhigend, auswurffördernd und stärkt das Immunsystem. Ihr Schleimgehalt wirkt reizmildernd, vor allem bei trockenem Reizhusten.

Auch Bitterpflanzen wie Engelwurz, Enzian oder Ingwer wirken schweißtreibend.

Das Ur-Aspirin aus der Natur

Mädesüß hat nichts mit süßen Mädchen zu tun, sondern es wurde früher zum Süßen des Mets (Honigwein) genutzt. Seine Wirkweise ist ebenfalls schweißtreibend, dazu aber vor allem auch entzündungshemmend, fiebersenkend und schmerzlindernd. Aus dem Mädesüß (alter Name Spirea/Spierstaude) wurde erstmal Salicin isoliert, welches später zur Acetylsalicylsäure synthetisiert wurde. Diese kennen wir heute als Aspirin (von Spirea). Mädesüß ist also quasi das Ur-Aspirin. Da stellt sich doch die Frage, was hier wirklich „alternative Medizin“ ist… Mädesüß wird als Tee eingenommen.

Auch die Weide enthält Salicin, hat also fiebersenkende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkungen. Als Tee oder als Fertigpräparat.

Kamille – das Schleimhautpflänzchen

Eine der bekanntesten Heilkräuter ist natürlich die Kamille. Auch sie hat eine schweißtreibende Wirkung. Dabei ist sie vor allem ein Schleimhautpflänzchen und bietet sich daher bei allen Erkrankungen an, bei denen die Schleimhäute belastet sind. Kleine Kinder können in der Regel noch nicht differenzieren, wo ihnen was weh tut. „Mein Bauch tut weh“ kann auch Kopfschmerzen bedeuten. Aber die Kamille mit ihren beruhigenden und entblähenden Eigenschaften kann häufig helfen.

Bei kleinen Kindern sind auch Waschungen mit Pfefferminz- oder Salbeitee sinnvoll.

Hilfe durch ätherische Öle

Aus der Aromatherapie wissen wir, dass auch bestimmte Öle eine fiebersenkende Wirkung haben. Dazu gehören vor allem die ätherischen Öle der Bergamotte, Bergamottminze, Cajeput, Eukalyptus, Lavendel fein, Myrte, Neroli, Pfefferminze und Zitrone. Ein paar Tropfen jeweils von einem oder zwei dieser Öle in der Duftlampe kann helfen, das Fieber des Patienten zu senken.

Man kann diese Öle auch dem Wasser für den Wadenwickel zufügen. Verwenden Sie maximal 3-5 Tropfen auf 1 Liter Wasser. Ätherische Öle haben eine sehr starke Wirkung und sollten nur sparsam eingesetzt werden.

Alternative aus der Hildegardmedizin

Bei Hildegard von Bingen war das große Fiebermittel der Meisterwurzwein. 1 EL Meisterwurz (Teehandel oder Kräuterhaus, evtl. Apotheke) in 1/2 Tasse Wein abends ansetzen und über Nacht ziehen lassen. Am nächsten Tag über den Tag verteilt, vor dem Essen schluckweise trinken. Abends wieder neu ansetzen, 3-5 Tage. Die Einnahme für Kinder erfolgt tröpfchenweise.

Vitamin D und Zink

Auch für Kinder gilt natürlich, dass sie einen guten Vitamin D Spiegel haben sollten. Dieser ist wichtig für das Immunsystem. Im Falle eines akuten Infektes ist Zink sehr wichtig.  Es wird vermutet, dass Zink die Bildung bestimmter entzündungsfördernder Botenstoffe hemmt. Dadurch nimmt es auf das Infektionsgeschehen direkten Einfluss und kann die Genesung beschleunigen.

 

Quellen:

Praxislehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Ursel Bühring, Haug Verlag

Hildegard-Heilkunde A-Z, Wighard Strehlow, Mens Sana Verlag

Praxis Aromatherapie, Monika Werner und Ruth von Braunschweig, Haug Verlag

https://www.mikronaehrstoffcoach.com/de/at/mikronaehrstoffe/micronutrient.zink.html

 

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