Kampfansage an Globuli? Homöopathie richtig erläutert

Unter dem Titel „Kampfansage an Globuli“ erläutern die Ruhr Nachrichten am 18.05.21 im Zusammenhang mit einem Apotheker, der keine homöopathischen Mittel mehr verkauft, die Wirkweise der Homöopathie. Aber stimmt das so, was da geschrieben wird?

Die Ruhr Nachrichten, die mir schon früher mit falschen Aussagen über Heilpraktiker aufgefallen sind, nennen als entscheidend für die Homöopathie das „Prinzip der Potenzierung“. Dabei würde ein Wirkstoff mit Alkohol oder Wasser verdünnt, oft bis kein Molekül Wirkstoff mehr übrig bliebe. Die Wirkung würde dann lediglich auf einem Placebo Effekt beruhen.

Entscheidend ist das „Prinzip der Ähnlichkeit“

Globuli

Globuli: Heilen nach dem Ähnlichkeitsprinzip

Hier liegt der entscheidende Fehler: die Wirkweise der Homöopathie beruht tatsächlich auf dem „Prinzip der Ähnlichkeit“: similia silibus curentur = Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden. Es heißt eben nicht, dass Krankes durch Verdünntes geheilt werden soll. Zur Heilung wird nach dem homöopathischen Prinzip bei dem Kranken eine Substanz eingesetzt, die bei einem gesunden Menschen ähnliche Symptome hervorruft, wie sie der Kranke zeigt.

Dies mag erst einmal widersinnig erscheinen, da unsere Denkweise geprägt ist von der „Schulmedizin“, die hemmende oder betäubende Medikamente einsetzt. Häufig erkennt man dieses Prinzip schon am Namen, wie Betablocker oder Säureblocker. Hemmen, betäuben oder blockieren führen aber nicht zur Heilung, sondern nur zur Symptomunterdrückung. Dieses Prinzip erfolgt auf Basis von contraria contrariis, der Behandlung mit entgegengesetzt wirkenden Mitteln.

Komplexe Systeme, wie der menschliche Körper (oder auch der Ihres Haustieres) sind immer nach einem eigenen Ausgleich bestrebt. Auf Reize von außen reagieren die Systeme von sich aus in angemessener Weise. Dies nennt man Autoregulation. Bereits von Paracelsus (1493-1541) kennen wir die Aussage, dass es allein die Dosis ausmacht, ob ein Gift ein Gift sei. Er vertrat schon vor 500 Jahren die These, dass geringe Dosen schädlicher oder giftiger Substanzen eine positive Wirkung auf den Organismus haben.

Globuli und Co regen die Selbstheilungskräfte an

Bei der Homöopathie geht es um das gezielte Setzen von Reizen auf den Organismus. Dieser soll so angeregt werden, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Diese Selbstheilung ist doch das, worauf wir tagtäglich vertrauen. Wenn wir uns bspw. in den Finger schneiden, dann heilt die Wunde von alleine wieder zu, ohne dass wir zum Arzt gehen müssen. Auch Entzündungen, gegen die wir Antibiotika einnehmen, werden durch die Selbstheilungskräfte geheilt. Die Antibiotika töten lediglich Bakterien ab, führen aber nicht zur Heilung.

Wir wissen doch, wie sich Reize auf den Körper auswirken. Die gesundheitsfördernden Effekte von Sauna und Wechselduschen sind bekannt. Niemand würde auf die Idee kommen, stundenlang bei 90° oder in 5° kaltem Wasser auszuharren. Aber wohl dosiert sind diese Reize anerkannt gesund, da sie die Selbstheilungskräfte anzuregen vermögen. Ähnlich funktioniert die Wirkweise der Homöopathie. Der Organismus wird angeregt, auf einen Reiz zu reagieren. In der Sauna fangen wir an zu schwitzen. Dies dient unserer Abkühlung. Kaltes Wasser führt zu einer erhöhten Durchblutung, diese erzeugt Wärme. Analog hierzu führt ein abführend wirkender Stoff dazu, dass der Körper auf einen Durchfall reagiert und eigenständig die entgegengesetzte Reaktion hervorruft.

Homöopathie ist mehr als Globuli und Potenzierung

Bei diesem Prinzip versteht es sich von selbst, dass man nicht jeden Wirkstoff in der Urform geben darf, da hochdosierte Substanzen giftig sein können, wie ja schon Paracelsus sagte (s.o.). Hier muss ein Wirkstoff ggfs. verdünnt werden, Potenzierung genannt. Diese ist aber kein Grundprinzip, denn es kommen in der Homöopathie durchaus auch unverdünnte Wirkstoffe zum Einsatz. Werden Urtinkturen nach dem Ähnlichkeitsprinzip eingesetzt, so sind sie ebenfalls homöopathische Mittel – ganz ohne jede Potenzierung. Die Erläuterung der Ruhr Nachrichten sind also vom Grundsatz her falsch und bedienen dadurch die Vorurteile von Gegnern der Homöopathie, statt vernünftig zu erklären.

Übrigens ist Homöopathie auch nicht mit Globuli gleichzusetzen. Homöopathische Mittel gibt es u.a. auch als Tabletten, Dilutionen, Cremes, Salben oder Injektionspräparate.

Um auf den Durchfall zurückzukommen sei noch erläutert, dass aus schulmedizinischer Sicht hier ein stopfend wirkendes Medikament gegeben werden würde. Dieses Prinzip setzt aber wiederum einen Reiz auf den Körper, auf den dieser mit dem Gegenteil reagiert. Auf eine kurzfristige Verstopfung und damit Linderung der Symptome reagiert der Körper häufig wiederum mit Durchfall. Häufig ist in den Beipackzetteln von Nebenwirkungen zu lesen, die genau dem Symptom ähneln, gegen das das Medikament gegeben wurde. Bekannt ist diesen Phänomen all den Menschen, die nicht mehr ohne Nasenspray oder „Säureblocker“ leben können. Oder bei dem Gebrauch von Schmerzmitteln die Dosis immer erhöhen müssen, da diese wiederum zu Schmerzen führen können.

Auch wenn ich in meiner Praxis keine klassische Homöopathie einsetze, so möchte ich auf keinen Fall auf die großartigen und bewährten Komplex-Homöopathika bspw. von Firmen wie Hevert, Heel, Kattwiga oder Steierl verzichten, um nur einige zu nennen. Homöopathie ist mehr als Globuli!

 

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