Fett macht fett und ist ungesund – stimmt das wirklich?

Seit über 60 Jahren hält sich hartnäckig das Dogma, Fett in der Nahrung sei grundsätzlich schädlich. Es würde den Cholesterinspiegel steigen lassen und damit Arteriosklerose fördern, welche wiederum zu Herzinfarkten und Schlaganfällen führen kann. Außerdem würde Fett zwangsläufig Übergewicht und Bluthochdruck fördern. Aber was ist dran an diesem Denken? Wofür brauchen wir Fette vielleicht sogar dringend?

Fett (JPCPROD:Shotshop.com)

Fette und Öle sind unverzichtbar für unsere Gesundheit (Quelle: JPCPROD:Shotshop.com)

Fette sind Geschmacksverstärker. Sie nehmen die Aromen der anderen Lebensmittel auf und verstärken sie. Fette geben dem Essen auch eine bestimmte cremige Textur. Magerquark und fettarmer Käse schmecken nach nicht viel und fühlen sich im Mund auch ganz anders an als Sahnequark und fetter Käse.

Fett ist wichtig, um die fettlöslichen Vitamine aufnehmen zu können. Das sind die Vitamine A, D, E und K. Auch sekundäre Pflanzenstoffe werden besser resorbiert, wenn man Gemüse und Salat mit Öl, Butter oder Sahne isst. Abgesehen davon schmecken diese damit besser und die Chance besteht somit, mehr gesundes Gemüse zu essen.

Fettes zu essen macht zufriedener und schneller satt. Der schnelle Hunger kommt nicht mehr so rasch, die Pausen zwischen dem Essen können also verlängert werden.

Machen Fette fett?

Das steht dem Mythos entgegen, dass Fett fett machen würde. Ein Gramm Fett hat zwar mehr als doppelt so viel Kalorien wie ein Gramm Kohlenhydrate oder Proteine. Es macht aber langanhaltender satt und beeinflusst im Gegensatz zu den Kohlenhydraten vor allem nicht den Blutzuckerspiegel und die Insulinausschüttung. Heißhungerattacken sind nach Zucker und Weißbrot deutlich wahrscheinlicher. Außerdem erschweren hohe Blutzucker- und Insulinwerte den Fettabbau, was das Abnehmen erschwert und eben langfristig dick macht. Außerdem sind Kohlenhydrate für den Körper nicht essenziell – im Gegensatz zu Fetten.

Übrigens ist gerade die Kombination aus Zucker und Fett zwar lecker, aber aus gesundheitlichen Gründen natürlich katastrophal. Wird durch Zucker der Blutzuckerspiegel angehoben und fällt dann durch die Flutung von Insulin wieder ab, dann entsteht Hunger. Wenn dann leere Kalorien mit Fett schmackhaft gemacht werden, dann nehmen wir deutlich mehr Kalorien zu uns, als wir es sonst tun würden.

Nicht alle Fette sind gut und gesund

Auch alles andere als empfehlenswert sind natürlich die sogenannten Trans-Fettsäuren. Diese entstehen vor allem bei industrieller Teilhärtung, also wenn flüssige Öle verfestigt werden. Dies betrifft Streich-, Back- und Kochfette, die sich vor allem in Frittiertem, Fertiggerichten und industriell produzierten Back- und Süßwaren finden. Insbesondere mehrfach und hoch erhitztes Fett, wie bspw. Frittierfett ist besonders kritisch zu sehen.

Trans-Fette unterscheiden sich strukturell von naturbelassenen Fetten und Ölen. Sie fördern Entzündungen, Insulinresistenz und behindern die Verwertung der essenziellen Fettsäuren. Während „gute“ Fette keinen Einfluss auf den Cholesterinspiegel haben, so wirken sich Trans-Fette eindeutig negativ aus.

Es gibt bis heute jedoch keine Deklarationspflicht für industrielle Transfette bei Lebensmitteln. Daher gilt auch in diesem Zusammenhang: wer sich von frischen und naturbelassenen Lebensmitteln ernährt, der geht auf Nummer sicher. Industriell hergestellte Nahrung sollte auf ein Minimum reduziert werden.

Unser Gehirn besteht aus Fett

Wofür brauchen wir nun aber Fett? Wir müssen uns dafür nur einmal ansehen, welche Körperstrukturen aus Fett bestehen. Die Trockenmasse unseres Gehirns besteht zu 60% aus Fett. Die Membranen, die unsere Nervenzellen umgeben bestehen sogar zu 90% aus Fetten. Fette isolieren, verleihen Elastizität, Stabilität und gleichzeitig Durchlässigkeit. Nicht umsonst bezeichnet man das Denkvermögen auch als „Gehirnschmalz“.

Vor allem brauchen wir aber gute, natürliche Fette für die Bildung von Acetylcholin. Acetylcholin ist ein wichtiger Neurotransmitter, den wir für Focussierung, Konzentration, Gedächtnis und eine ausreichende Gehirnleistung benötigen. Ein Mangel an Acetylcholin führt zu Gedächtnislücken, kognitiven Problemen, Orientierungsschwierigkeiten und einer allgemein schwerfälligen, geistigen Reaktionsfähigkeit. Denn Acetylcholin ist für die Überführung der Inhalte des Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis zuständig. Die Symptome ähneln dem frühen Stadium einer Alzheimer Demenz.

Schlechtes Gedächtnis durch Fettmangel?

Ein Mangel an Fetten schadet also möglicherweise unserer Gehirnleistung. Aus diesem Grunde kann es fatal sein, vor allem auf tierisches Fett zu verzichten. Denn ein Vorläufer von Acetylcholin ist bspw. Cholin. Eine kleine Menge an Cholin können wir selbst bilden, jedoch sind wir zwingend auf Cholin aus der Nahrung angewiesen. Dieses findet sich hauptsächlich in natürlichen, tierischen Fetten. Cholinhaltig sind vor allem Leber, Eigelb, Fleisch und Fisch, Sahne und vollfette Milchprodukte. Nüsse, Sojabohnen, Tofu, Pilze und dunkelgrünes Blattgemüse bieten auch eine gewisse Menge an Cholin.

Wer sich schlecht konzentrieren kann, ein eingeschränktes Gedächtnis hat oder an kognitivem Leistungsverlust leidet, der sollte seine Ernährung auf den Prüfstand stellen. Ganz häufig berichten mir Patienten, dass sie auf eine fettarme Ernährung achten würden und nur magere Produkte zu sich nehmen. Das ist nicht gut – zum einen sollte Essen schmecken, zum anderen leidet womöglich Ihr Gehirn. Denn wenn das Gehirn kein Acetylcholin aus dem geeigneten Nahrungsfett erhält, so baut es sein eigenes Gewebe zur Bildung dieses wichtigen Neurotransmitters ab.

Bevor jetzt allerdings der Eindruck entsteht, dass Sie umso gesünder würden, desto mehr Fett Sie essen, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Denn wie bei allem, was wir zu uns nehmen, macht es die richtige Dosis aus, ob etwas gesund oder giftig ist. Das wusste schon der alte Paracelsus (Arzt 1493-1541). Oder um es anders auszudrücken: viel hilft nicht immer viel. Gerade in tierischen Produkten, also auch Milcherzeugnissen steckt viel von der eher gesundheitsschädlichen Arachidonsäure.

Misstrauen Sie den Werbeaussagen der Industrie

Übrigens: schmieren Sie sich lieber Butter in normaler Menge auf das Brot, statt „mit gutem Gewissen“ die doppelte Menge „Halb-Fett-Butter“. In Summe ergibt es die gleiche Anzahl Kalorien, dafür zahlen Sie aber das doppelte, wenn nicht sogar mehr. Denn die Industrie lässt es sich teuer bezahlen, dass sie Wasser schnittfest macht und mit Fett mischt – und das dann als kalorienarme Butter oder Margarine verkauft.

Es gibt einige Nahrungsergänzungsmittel, die die Bildung von Acetylcholin unterstützen können. Vereinbaren Sie einen Termin, ich berate Sie gerne.

Wer sich für das Thema Fett, den Mythos des Ungesunden und Einblicke in die Arbeit der Lobbygruppen interessiert, dem empfehle ich das Buch „MehrFett“ von Ulrike Gonder und Dr. Nicolai Worm, Systemed Verlag. Auch die Arbeit der WHO und von Fachgesellschaften wie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), sowie die Verstrickungen zwischen Industrie und wissenschaftlicher Forschung werden unter die Lupe genommen. Das ist spannend und aufschlussreich zu lesen.

Quellen:

https://www.dge.de/wissenschaft/fachinformationen/trans-fettsaeuren-und-die-gesundheit/#:~:text=Zutatenliste%20zu%20beachten.-,Kennzeichnung%20und%20Regulierung,in%20Lebensmittel%20enthaltenen%20trans%2DFettsäuren.

„Was ist bloß mit meinem Gehirn los?“, Datis Kharrazian, VAK Verlag

„MehrFett“, Ulrike Gonder und Dr. Nicolai Worm, Systemed Verlag

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