Wir nennen die Vitalstofftherapie auch Orthomolekular-Medizin. „Orthos“ stammt aus dem griechischen und bedeutet „richtig, gut“. Es handelt sich also um eine Therapieform, die auf die richtige Menge an Molekülen, Substanzen im Körper zielt. Sie benutzt hierfür vor allem Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren, lebensnotwendige Fettsäuren und sekundäre Pflanzenstoffe.
Vitamine und Vitalstoffe in unseren Lebensmitteln
Wir sind auf eine regelmäßige und ausreichende Zufuhr an Vitalstoffen angewiesen um gesund und fit zu bleiben. Die Nationale Verzehrstudie II des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat allerdings bereits 2008 ergeben, dass Fastfood und Fertiggerichte einen hohen Stellenwert in der Ernährung einnehmen. Frisch zubereitete Speisen (die nicht wie bspw. in der Kantine schon längere Zeit warm gehalten wurden), sowie frisches Obst und Gemüse kommen immer seltener auf den Tisch. Stattdessen essen wir häufig zu fett, zu süß, zu salzig, zu eiweißreich. Wir rauchen und trinken Alkohol, schlucken Tabletten und nehmen viel zu wenig Vitalstoff- und Ballaststoffe zu uns.
So hat die Studie ergeben, dass die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Mindestmengen von bspw. Folsäure und Vitamin D deutlich unterschritten werden. Und aus Sicht orthomolekular arbeitender Mediziner sind die Referenzwerte der DGE bereits sehr niedrig gesetzt. Sie berücksichtigen weder einen erhöhten Bedarf, noch präventive Maßnahmen. Hinzu kommt, dass in Zweifel gezogen werden muss, ob die meisten im Supermarkt erhältlichen Früchte und Gemüse aus konventionellem Anbau noch viele Vitamine enthalten. Es gibt verschiedene Studien mit unterschiedlichen Aussagen darüber, ob sich der Nährstoffgehalt in unseren Lebensmitteln in den letzten Jahrzehnten reduziert hat oder nicht. Ich denke jedoch, dass die Anbaumethoden in Treibhäusern und auf nährstoffarmen Böden, dazu die Ernte oft noch unreifer Früchte, sowie lange Transportwege und Lagerungen dazu führen, dass Vitamine nicht mehr ausreichend gebildet werden bzw. sich bis zum Verzehr stark reduziert haben.
Mangelernährung im Überfluss
Als Konsequenz ergibt sich, dass viele Menschen trotz voller Supermärkte und reichhaltigem Angebot auf den Wochenmärkten einen immer schlechter werdenden Ernährungszustand haben. Der Zeitmangel im Alltag führt trotz des besseren Wissens um eine gesunde Ernährung dazu, dass zwischendurch und unterwegs gegessen wird, Fertiggerichte in die Mikrowelle kommen und immer weniger frisch gekocht wird.
Rohkost oder Vollkorn zu essen bedeutet auch mehr „Kau-Arbeit“. Das weiße Brötchen oder der vermeintlich gesunde Joghurt sind schneller herunter geschlungen.
Auch sind wir Opfer der Lebensmittelindustrie geworden, denn Zusatzstoffe und zugesetzte Aromen erzeugen bestimmte Vorlieben. Frische Zutaten, Kräuter und Gewürze können es mit der Intensität der künstlichen Geschmacksstoffe kaum mehr aufnehmen. Die Marketingabteilungen der Nahrungsmittelunternehmen tun ihr Bestes, um mit bunten Bildchen, fragwürdigen Versprechungen und prominenten Werbeträgern ihren Produkten ein gesundes Image zu verleihen. Denn gesund sein will jeder, daran besteht kein Zweifel.
Warum hat dann aber auf der anderen Seite „gesund“ auch ein negatives Image? So ist die Aussage „das schmeckt aber gesund“ Ausdruck für „ist nicht gerade lecker“….
In der Tat leben wir nicht in einem Vitamin-Mangelgebiet. Es gibt bei uns keine manifesten Krankheiten aufgrund Vitamin-Mangels wie Skorbut oder Beriberi. Allerdings nehmen die wenigsten von uns jedoch die von der DGE propagierten 5 (faustgroßen) Portionen Obst und Gemüse am Tag zu sich. Hinterfragen Sie doch mal Ihren eigenen Konsum: um dies zu erreichen müssten Sie pro Woche für einen 4-Personen-Haushalt knapp 20kg frisches Obst und Gemüse einkaufen! Und – wie viel kaufen Sie tatsächlich?
Übrigens: weder das Salat-Blatt auf dem Burger noch die Tüte ‚Kartoffel’chips zählen als „Portion“ ;o)
Folgen unausgewogener Ernährung
Latenter Vitamin-Mangel kann bereits zu Leistungseinbußen oder Einschränkungen im Wohlbefinden führen, ohne dass wir tatsächlich krank sind. Das Fatale an dieser Situation ist, dass gerade der hektische Lebenswandel und der Stress, dem sich viele Menschen ausgesetzt fühlen, zu einem erhöhten Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien führen. Ebenso müssten auch zum Ausgleich eines hohen Zuckerkonsums mehr Vitamine gegessen werden. Die Schere zwischen Bedarf und Zufuhr weitet sich somit immer mehr.
Wer sich nicht optimal vollwertig ernähren kann (oder will) gerät in die Gefahr eines Nährstoffmangels. Gleiches gilt in besonderen Lebenssituationen mit erhöhtem Bedarf, also bei bestimmten Erkrankungen oder starken körperlichen oder psychischen Belastungen. In diesen Fällen ist nach ausführlicher Diagnostik eine gezielte Substitution von Nährstoffen sinnvoll – und zwar nicht nach dem Prinzip „viel hilft viel“. Neben Vitaminen und Mineralstoffen sind übrigens auch die sekundären Pflanzenstoffe, die in Obst und Gemüse, aber auch in Kräutern und Gewürzen enthalten sind, für uns sehr wichtig. Diese wirken positiv auf den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System, und können unter anderem antioxidativ oder antibiotisch wirken. Eine vollwertige Ernährung kann also niemals durch bunte Pillen ersetzt werden. Ein tatsächlicher Mangel einzelner Vitalstoffe sollte aber ausgeglichen werden. Unter bestimmten Bedingungen kann eine erhöhte Zufuhr bestimmter Substanzen Krankheiten vorbeugen, die Selbstheilungskräfte des Körpers werden gefördert und unterstützt.