Magenprobleme? Wenn nicht nur die Weihnachtsgans auf den Magen drückt

Gänsebraten oder Raclette, Plätzchen und Schokolade, Glühwein und Punsch: das hält der stärkste Magen oft nicht aus. Chronische Magenprobleme und Darmbeschwerden waren auch in diesem Jahr Dauerbrenner in meiner Praxis. Die Symptome sind dabei sehr unterschiedlich. Sodbrennen, Völlegefühl, Blähbauch und Bauchschmerzen werden häufig genannt. Dabei haben viele Patienten eine Gemeinsamkeit: ihre Beschwerden beruhen auf einem fehlendem „Verdauungsfeuer“.

Magenbeschwerden lightsource:Shotshop.com

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Wenn der Magen zu kalt ist, dann entstehen Mangelsymptome in der Verdauung. Wenn Sie den Ofen nur auf 50° erhitzen, dann wird die Gans ja auch nicht gar. Magen, Bauchspeicheldrüse und Darm sind aktive Organe, die einen bestimmten Tonus haben müssen, um gut zu arbeiten. Als Tonus bezeichnet man den Spannungszustand eines Gewebes, vor allem eines Muskels. Ist der Tonus zu schlaff, so bleibt die Nahrung liegen – und das macht Beschwerden.

Magenprobleme basieren häufig auf Energiemangel

Ein mangelndes Verdauungsfeuer produziert zu wenig „Verdauungssäfte“. Die meisten Menschen neigen zu einem subaziden Magen. Das bedeutet, es wird zu wenig Magensäure ausgeschüttet. Es ist ein Irrglaube, dass Sodbrennen und saures Aufstoßen unbedingt ein Zeichen für eine Übersäuerung des Magens seien. Meistens ist es das Gegenteil davon. Denn wenn der Magen nicht ausreichend Magensäure bildet, dann schließt der muskuläre Verschluss zwischen Speiseröhre und Magen nicht richtig. In der Folge kann Magensäure nach oben steigen und produziert die Beschwerden. Der Griff nach Entsäuerungstabletten hat dann langfristig einen gegenteiligen Effekt.

Aber auch die Bauchspeicheldrüse hat ihren Anteil an der Verdauung. Bildet sie nicht ausreichend Verdauungsenzyme, so wird die Nahrung unzureichend zersetzt. Wie in der vergessenen Tupperschüssel entsteht Fäulnis im Darm. Im fauligen Milieu bilden sich Gase, welche wiederum den Organismus belasten. Auch fühlen sich Fremdkeime im fauligen Milieu wohl und vertreiben ggfs. die guten Darmbakterien.

Typische Symptome sind bei Magenproblemen sind:

  • Druck- und Völlegefühl in der Magengegend. Aufgrund mangelnder Salzsäure stockt vor allem die Eiweißverdauung
  • Sodbrennen
  • Schmerzen aufgrund des zunehmenden Drucks
  • Neigung zu Verstopfung oder auch zu Durchfällen
  • Aufgeblähter Bauch

„Modernes“ Leben führt zu Magenproblemen

Die Ursachen für die Beschwerden liegen in unserem „modernen“ Leben. Wir essen zu schnell, zu einseitig, häufig zu spät und vor allem das Falsche.

Viele Menschen nehmen sich nicht mehr ausreichend Zeit für ihre Mahlzeiten. Da wird, statt sich Zeit zu nehmen, mal eben nebenbei gegessen und dabei nicht ausreichend gekaut. Dadurch muss der Magen zum einen für die Zähne nacharbeiten, zum anderen fehlt ein wichtiges, mit dem Speichel gebildetes Enzym.

Der Anteil an Ballaststoffen in der Nahrung ist bei den meisten Menschen zu gering. Ballaststoffe sind kein unnötiger Ballast, sondern wichtige Bestandteile für eine gesunde Darmflora und Voraussetzung für eine regelmäßige Verdauung.

Viel zu viel Zucker

Vor allem ist der Konsum von Zucker viel zu hoch. Gerade jetzt zur Adventszeit ist Zucker allgegenwärtig. Zucker lässt den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen. Der Körper schüttet daraufhin Insulin aus, welches den Blutzuckerspiegel dann schnell wieder sinken lässt, wodurch erneut Heißhunger auf Zucker entsteht – ein Teufelskreis.

Unser Geschmack ist seit Generationen auf süß trainiert. Denn Zucker ist ein Geschmacksträger und wird daher in Fertigprodukten vermehrt eingesetzt. Was die meisten von uns aber überhaupt nicht mehr mögen ist der Geschmack von bitter. Unsere Vorfahren haben sich noch von bitteren Wildkräutern ernährt. Heutzutage hat man die Bitterstoffe weitgehend aus Kräutern und Salaten rausgezüchtet.

Einen Unterschied macht dabei natürlich, wenn Lebensmittel, die an sich nicht bitter schmecken, auf einmal einen bitteren Beigeschmack haben. Dann gehören sie nicht mehr auf den Teller! Dies betrifft vor allem Gurken, Zucchini und Kürbisse. Aber auch das giftige Solanin in Kartoffeln hat einen bitteren Geschmack. Sie sollten auf keinen Fall gegessen werden, wenn sie lange Triebe oder grüne Stellen aufweisen.

Bitterstoffe für eine gute Verdauung

Wir brauchen jedoch gesunde Bitterstoffe, um die Verdauung anzuregen. Wenn unsere Verdauungsorgane statt frischer und auch bitterer Nahrung nun hauptsächlich Süßkram bekommen, dann stellen sie ihre Arbeit ein. Bitter sind traditionell auch alle Aperitifs und Digestifs, da sie neben der sozialen Komponente vor allem appetit- und verdauungsanregend wirken sollen. Auch bei diesen Getränken zieht der „moderne Mensch“ nun das vor, was ihm schmeckt – und das ist süß!

Dabei sind wir nun tatsächlich bei den Stoffen, die unserer Verdauung auf die Sprünge helfen können. Nehmen Sie sich Zeit zum Essen, kauen Sie langsam und essen Sie nicht mehr als Sie Hunger haben. Wenn das Weihnachtsessen dann aber doch in Völlerei ausartet, dann können bittere Heilpflanzen Wunder gegen Magenprobleme bewirken. Lassen Sie den süßen Kräuterschnaps stehen, der macht es nur noch schlimmer. Vertrauen Sie auf reine Heilpflanzen-Tinkturen. Sehr hilfreich erweisen sich folgende Heilpflanzen:

Taraxacum – Löwenzahn

Der Löwenzahn ist in erster Linie eine Pflanze für die Leber. Er fördert den Gallefluss und damit die Fettverdauung. Dabei wirkt Löwenzahn appetit- und verdauungsanregend und hat einen positiven Einfluss auf den Stoffwechsel. Er ist daher ein wichtiger Bestandteil bei Stoffwechsel- und Entgiftungskuren.

Centaurium erythraea – Tausendgüldenkraut

Tausendgüldenkraut ist u.a. ein wichtiger Bestandteil des Schwedenbitters. Es steigert die Sekretion der Magensäfte und wirkt anregend und tonisierend, auch bei Erschöpfung. Tausendgüldenkraut wird schon lange hochgeschätzt, was in seinem Namen Ausdruck findet – 1000 Gulden ist es wert. Aber auch der botanische Name gibt einen Hinweis auf sein Einsatzgebiet. Centaurium: Zentaur das Doppelwesen zwischen Pferd und Mensch als Hinweis für die Gespaltenheit zwischen animalischen Instinkten und Bedürfnissen auf der einen und dem Seelenleben mit Idealvorstellungen auf der anderen Seite. Daher wird Tausendgüldenkraut gerne bei psychosomatischen Störungen der Verdauungsorgane eingesetzt.

Zingiber officinale – Ingwer

Bereits in den Märchen aus 1001 Nacht wurden dem Ingwer magische Kräfte zugesprochen. Er wirkt wärmend auf den gesamten Organismus und vor allem die Verdauungsorgane. Seine besondere Eigenschaft ist die Linderung von Übelkeit und Brechreiz, weswegen er auch gerne bei Reiseübelkeit eingesetzt wird. Auch wirkt er schmerzstillend, kann daher bei Magenschleimhautentzündungen unterstützend eingesetzt werden.

Cynara scolymus – Artischocke

Auch die Artischocke ist eine klassische leberschützende Heilpflanze, die den Gallefluss anregt. Sie wirkt aber auch unterstützend auf die Bauchspeicheldrüse und hat daher verdauungsfördernde Eigenschaften. Dabei wirkt die Artischocke krampflösend und gegen Übelkeit und Erbrechen.

Gentiana – gelber Enzian

Der gelbe Enzian wirkt anregend auf die Produktion von Speichel, Magen- und Bauchspeicheldrüsensäfte. Er fördert die Durchblutung der Schleimhäute und verbessert dadurch deutlich den Tonus von Magen und Darm. Die Entleerung des Magens wird beschleunigt, was schnell Linderung bei Völlegefühl und Magendrücken verschafft. Der gelbe Enzian gehört zu den bittersten Heilkräutern. Da er aber keine Gerbstoffe beinhaltet wirkt er nicht magenreizend. Enzian wird vor allem zur Unterstützung der Eiweißverdauung eingesetzt und kann auch die „seelische Verdauung“ unterstützen, wenn Kummer „auf den Magen schlägt“.

Absinthium – Wermut

Wermut hat einen noch höheren Bitterwert. Er wirkt stark erwärmend auf den Magen und fördert dadurch die Verdauung. Insbesondere bei Schwächen der Gallenproduktion und Gallensekretion wird Wermut eingesetzt. Dadurch wirkt er vor allem unterstützend in der Fettverdauung. Er stärkt aber auch allgemein bei Erschöpfungszuständen.

Übrigens können Bitterstofftinkturen gegen übermäßigen Süßhunger helfen. Bewährt haben sich hier Produkte in Sprayflaschen. Bei Bedarf Bitterstoffe auf die Zunge sprühen reduziert das Verlangen nach Süßigkeiten oder Schokolade.

Sollten Sie nicht nur jetzt zur Adventszeit aufgrund der „Völlerei“ an Verdauungsproblemen leiden, so bedarf es einer gezielten Diagnostik. Gerade Magen- und Darmprobleme kommen häufig nicht allein, sondern stehen meist oft im Zusammenhang mit anderen Themen. Das weiß schon der Volksmund, wenn er sagt „ich habe Schiss“, „mir ist etwas über die Leber gelaufen“ oder mit „liegt etwas im Magen“. Der Verdauungstrakt ist ein komplexes Organ, Sie sollten sich nicht mit Ihren Symptomen abfinden.

Die aufgeführten Bitterstoffpflanzen stellen auch nur einen kleinen Teil der Behandlungsmöglichkeiten dar und können im Akutfall ausprobiert werden. Wenn die Symptome länger anhalten, dann vereinbaren Sie bitte einen Termin.

Quellen:

Kompendium der Ceres-Heilmittel, Roger Kalbermatten

Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde, Ursel Bühring, Haug Verlag

 

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