Mineralstoffe sind die Bausteine des Lebens. Ohne sie sind wichtige Körperfunktionen und -strukturen nicht möglich. Magnesium und Calcium sind uns als wichtige Mineralstoffe durchaus bekannt. Aber wussten Sie, wofür wir Schwefel dringend brauchen und zu was ein Schwefel-Mangel führen kann?
Organischer Schwefel gehört u.a. mit Magnesium und Zink zu den sogenannten Mengenelementen. Das sind Nahrungsbestandteile, von denen wir täglich eben größere Mengen benötigen. Reicht eine niedrigere Zufuhr, so spricht man von Spurenelementen. Zu letzteren zählen bspw. Eisen und Zink. Während die Deutsche Gesellschaft für Ernährung für alle Mengenelemente Referenzwerte angibt, so wird bei Schwefel einfach davon ausgegangen, dass wir mit einer ausreichenden Zufuhr schwefelhaltiger Aminosäuren auch ausreichend Schwefel zu uns nehmen. Die DGE legt daher noch nicht mal einen Mindestwert für die tägliche Aufnahme fest. Aber ist dem wirklich so, bekommen wir tatsächlich genug Schwefel?
Organischer Schwefel – warum ist er wichtig für uns?
Wenn man durch die Fachliteratur blättert, findet man sehr wenig Hinweise auf Schwefel. Was der Stoff für uns bedeutet ist noch relativ wenig erforscht. Man geht einfach davon aus, dass wir genug erhalten. 0,2% unseres Körpers besteht aus Schwefel. Das klingt erst mal nicht nach viel. Aber er ist ein wichtiger Baustein für unsere Proteine und Bindegewebe und wichtig für die Durchlässigkeit unserer Zellmembranen. Außerdem findet sich Schwefel an entscheidenden Stellen beim Aufbau unserer Hormone und Neurotransmitter. Dies ist der entscheidende Punkte, wo wir die Mängel merken können.
Schwefel ist in den meisten eiweißhaltigen Lebensmitteln enthalten, somit vor allem in tierischen Produkten, aber u.a. auch in Haferflocken, Kartoffeln, Linsen, Mangold, Kohl und Zwiebeln. Hier können nun die Probleme entstehen.
Zum einen gibt es immer mehr Menschen, die sich vegetarisch ernähren und damit auf einen Teil der Schwefellieferanten verzichten. Auf der anderen Seite werden in der Landwirtschaft immer mehr Kunstdünger verwendet. Dieser führt den Böden nicht ausreichend Schwefel zu und infolgedessen sinkt der Schwefelgehalt der Lebensmittel weiter. Außerdem ist organischer Schwefel nicht sehr stabil. Eine lange Lagerung während des Transports, zuhause im Kühlschrank und nicht zuletzt das Erhitzen führen zu einem Verlust des Schwefelgehalts in unseren Lebensmitteln. Allgemein lässt sich sagen, dass hoch verarbeitete Nahrungsmittel deutlich weniger Schwefel aufweisen als frische Lebensmittel. Dies ist also einer der Gründe, warum Fastfood, Fertiggerichte und Kantinenessen ungesund sind.
Schwefelhaltige Aminosäuren – ein Problem bei Verdauungsstörungen
Ein weiteres Problem betrifft alle Menschen mit einer Störung der Eiweißverdauung. Schwefel findet sich in Aminosäuren, dies sind die kleinsten Bausteine von Proteinen (=Eiweißen). Wer Proteine nicht richtig verdauen kann, dem fehlen unter Umständen Aminosäuren und somit auch Schwefel. Dies betrifft vor allem Menschen mit einem Magensäuremangel. Ein Mangel an Magensäure kommt bei Weitem häufiger vor als einen Magensäureüberschuss. Nebenbei: Sodbrennen ist kein Hinweis auf Magensäureüberschuss, sondern kann auch eine Folge eines Mangels an Magensäure sein. Unter einem Mangel an Magensäure leiden vor allem alle Menschen, die regelmäßig „Säureblocker“ wie Pantoprazol einnehmen.
Auch eine Schwäche der Bauchspeicheldrüsenfunktion kann aus dem gleichen Grunde zu einem Mangel an Aminosäuren führen. Ein Mangel wichtiger Enzyme verhindert die Aufspaltung und Verwertung von Eiweißen.
L-Methionin ist essenziell und wichtig für uns
L-Methionin ist eine essenzielle, schwefelhaltige Aminosäure. Essenziell bedeutet, dass wir sie mit der Nahrung zu uns nehmen müssen. Sie ist wichtig als Baustein von Proteinen im Körper, sie wirkt antioxidativ und unterstützt bei der Entgiftung, hauptsächlich von Schwermetallen. Bestimmte Medikamente, bspw. Paracetamol, Stress und Leistungssport können den Bedarf an L-Methionin deutlich erhöhen.
Unser Körper kann aus L-Methionin L-Cystein bilden, dies ist eine weitere wichtige schwefelhaltige Aminosäure. L-Cystein ist u.a. ein wichtiger Bestandteil von Haut und Haaren. Hautprobleme und übermäßiger Haarausfall sollten auch mal diese Aminosäuren denken lassen.
Wofür brauchen wir S-Adenosyl-Methionin (SAMe)?
Die aktive Form des L-Methionin heißt S-Adenosyl-Methionin (SAMe). SAMe ist ein wichtiger sogenannter „Methylgruppen-Donator“. Methylierung ist ein entscheidender Prozess an vielen unterschiedlichen Stellen unseres Stoffwechsels. Ich habe vor einiger Zeit damit begonnen, diesen Faktor bei meinen Patienten zu testen. Insbesondere bei Beschwerden im Zusammenhang mit Histamin oder allen stressbedingten Erkrankungen ist eine Laboruntersuchung häufig aufschlussreich.
Die Methylierung ist wichtig beim Abbau von Histamin und somit interessant bei Allergien und Unverträglichkeiten. Aber vor allem die Bildung der Neurotransmitter Serotonin, Adrenalin, Noradrenalin und Acetylcholin sind abhängig von ausreichend Methyldonatoren. Ein niedriger Spiegel an SAMe kann die Ursache für Ängste und Depressionen sein.
Depressionen im Alter und Demenz
Die Produktion von SAMe nimmt natürlicherweise im Laufe des Lebens ab. Auch ein Mangel an Vitamin B12 und Folsäure kann dazu führen, dass weniger SAMe gebildet wird. Dieser Mangel kann die Ursache für eine altersbedingte Depression sein. Auch die geistige Leistungsfähigkeit nimmt bei einem nachlassenden Wert ab – das Demenzrisiko steigt.
Eine dauerhafte Stress-Belastung bedeutet, dass unser Körper ständig auf vermeintliche Bedrohungen reagiert. Um auf diese Bedrohungen reagieren zu können, werden Stresshormone ausgeschüttet. Adrenalin ist das bekannteste Stresshormon.
Bei viel Stress verbrauchen wir aber auch viele Bausteine für die Produktion der Stresshormone. Eine unzureichende Bereitstellung wichtiger Stoffe führt somit zu einer ungenügenden körperlichen Reaktion auf Stress. Wir merken dies vor allem an einem Energiemangel. Die Beschwerden können sich durch chronische Müdigkeit, Konzentrationsmangel, Lustlosigkeit oder auch depressiven Perioden zeigen, je nachdem welcher Neurotransmitter mehr betroffen ist.
Depressionen und AD(H)S können auf dieser Basis ihren Ursprung nehmen
MSM (Methylsulfonylmethan) ist eine biologische Verbindung, die als Schwefellieferant dient. Schwefelhaltige Substanzen sind schon lange bekannt, vor allem in der Schmerztherapie. So werden schwefelhaltige Bäder schon seit Jahrhunderten insbesondere bei Gelenkschmerzen aller Art angewendet. MSM gilt als schmerzstillend, denn es unterdrückt die Übertragung von Schmerzimpulsen zum Gehirn. Es wirkt entzündungshemmend, muskelentspannend und durchblutungsfördernd und unterstützt damit die Heilung. Insbesondere bei Arthrosen und Arthritis, aber auch bei Sportverletzungen eignet sich MSM als therapeutisches Mittel. Es hemmt ein bestimmtes Enzym (COX) und hat somit eine ähnliche Wirkweise wie Aspirin. Studien und Erfahrungsberichte zeigen gute Wirkungen bei Arthrosen und rheumatoider Arthritis.
Bei der Behandlung stressbedingter Erkrankungen und zur Unterstützung der Bildung der Neurotransmitter, auch bei Depressionen dient im Gegensatz zum MSM eher SAMe, also die aktivierte Form des L-Methionin. Bei Burnout-Erkrankungen, Depressionen – aber auch bei Fibromyalgie und Gelenkerkrankungen wird über einen erhöhten Bedarf berichtet. Interessanterweise gelten Menschen, die unter Fibromyalgie und rheumatoider Arthritis leiden als extrem pflichtbewusst. Sie gehen häufig über ihre Schmerz- und Belastungsgrenze hinaus und kümmern sich erst um alle und alles andere als um sich selbst. Dieses Verhalten bedeutet einen enormen körperlichen und auch psychischen Stress für den Körper, da ständig gegen seine Bedürfnisse agiert wird.
MSM oder SAMe?
Das ist einer der Gründe, warum chronische Erschöpfung und Schmerzzustände häufig gleichzeitig anzutreffen. Wer an Fibromyalgie oder rheumatoider Arthritis leidet weiß das. Ein Mangel an Schwefel, bzw. ein übermäßiger Verbrauch kann bei beidem die Ursache sein. Lassen Sie sich beraten, ob MSM oder SAMe ein geeignetes Mittel für Sie wäre. Wie sieht es um Ihre individuelle Methylierungskapazität aus? Ein Urintest kann Aufschluss geben.
Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Ernährung
Dieter Henrichs, Handbuch der Nähr- und Vitalstoffe (Constantin Verlag)
Dr. Christina Schmidbauer, Mikronährstoffcoach (Verlagshaus der Ärzte)
Burgerstein, Handbuch der Nährstoffe (Trias Verlag)
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