Ein durchlässig gewordener Darm wird als Leaky Gut Syndrom bezeichnet. Was bedeutet das genau? Und könnte es sein, dass Sie auch betroffen sind?
Unser Darm ist unsere größte Kontaktfläche mit der Außenwelt. Aus diesem Grunde ist es enorm wichtig, dass eine gesunde Barriere uns nach außen vor Krankheitserregern schützt. Ein gesunder Darm besitzt daher mehrere Schutzschichten:
- Die äußerste Schicht nach außen bildet die sogenannte Darmflora.
- Darunter befindet sich die Mukusschicht. Dies ist ein feiner Film eines speziellen Sekrets, das von den Darmepithelzellen abgesondert wird. Man nennt dies auch die Schleimschicht. Diese Schleimschicht beinhaltet verschiedene Zellen des Immunsystems, vor allem die sIgA-Antikörper und Lysozyme, das sind antimikrobielle Proteine die unseren Körper vor Schadstoffen und Giften schützen. Schadstoffe können diese Schleimschicht schlecht überwinden, sie perlen hier ab wie Wasser auf einer Wachsschicht.
- Unter dieser Schutzschicht finden wir eine hauchdünne, einreihige Schicht Darmzellen. Verschiedene Zelltypen bilden eine physikalische Barriere und sind gleichzeitig ein Teil des Kommunikationssystems mit dem Immunsystem. Die Darmzellen sind miteinander durch bestimmte Proteine verknüpft, den sogenannten „Tight Junctions“, zu deutsch: „Dichte Verbindungen“. Sie dichten also den Darm nach außen und nach innen ab. Diese Proteine reagieren auf bestimmte Signale und können sich wie ein Klettverschluss öffnen und somit die Kanäle zwischen den Zellen frei geben. Dies ist wichtig, damit Nährstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in den Körper gelangen können. Umgekehrt können aber auch Botenstoffe und Zellen des Immunsystems nach außen gelangen, ebenso wie Wasser und andere Bestandteile bei Durchfall.
Die Darmzellen unterliegem einen ständigen Angriff durch Giftstoffe und Krankheitserreger. Daher werden sie ständig ausgetauscht und innerhalb weniger Tage neu gebildet. Hierfür werden bestimmte Mineralstoffe, Vitamine und Aminosäuren benötigt. Liegt ein Mangel an bestimmten Stoffen vor, so entstehen Probleme bei der Bildung dieser wichtigen Zellen. Insbesondere die Tight Junctions sind besonders störanfällig, wodurch der Darm durchlässig wird. Das Öffnen der Kanäle zwischen den Zellen führt zu einem immer unkontrollierteren Ein- und Ausschleusen im Darm.
Wenn die Schutzsysteme gestört sind, dann kann sich ein Leaky Gut Syndrom entwickeln.
Was sind die Folgen eines Leaky Gut Syndroms?
Wie zu erwarten sind natürlich Verdauungsprobleme eine häufige Folge. „Reizdarm“, Durchfälle, Nahrungsmittelunverträglichkeiten bis hin zu chronisch entzündlichen Darmerkrankungen können ihre Ursache im Leaky Gut haben.
Krankheitserreger und Giftstoffe können die löchrige Barriere leichter überwinden und in den Körper gelangen. Das Immunsystem wird überfordert und reagiert gestört. Klassischerweise beginnen so Allergien, da der Körper Antikörper bildet gegen eigentlich harmlose Substanzen. Aber auch sogenannte Autoimmunerkrankungen oder Immunschwächen können hierin ihre Ursache haben.
Viele Erkrankungen, bei denen man erst mal gar nicht an den Darm denkt, können mit einem Leaky Gut Syndrom zusammen hängen. Hier ist vor allem an Hauterkrankungen wie Psoriasis und Neurodermitis zu denken. Bei Rheuma-Patienten konnte bereits eine höhere Darmdurchlässigkeit nachgewiesen werden. Ebenso können Zusammenhänge zu Migräne und chronischem Müdigkeitssyndrom bestehen.
Ein durchlässiger Darm belastet das Blut mit Bakterien. Deren Giftstoffe können zu einer Herzinsuffizienz führen und diese hat wieder weitreichende Folgen für den Organismus.
Über die Darm-Hirn-Achse besteht ein Zusammenhang zwischen dem Darm und dem Nervensystem. Ein kranker Darm kann also mit Erkrankungen des Nervensystems, wie bspw. Parkinson oder Autismus zusammenhängen, aber auch mit Stimmungsschwankungen und Depressionen.
Was sind die Ursachen für Löcher im Darm?
Das ist leider nicht so einfach zu beantworten. Häufig findet sich das Leaky Gut Syndrom bei Menschen, die sich von vielen Fertigprodukten, Weißmehl, falschen Fetten und zuckerhaltigen Nahrungsmitteln ernähren. Wenn dann noch wenig Ballaststoffe und Gemüse gegessen werden, dann verwundert es nicht, dass der Darm das nicht lange mitmacht. Nicht nur der Mangel an Vitalstoffen ist in diesem Falle der Auslöser, sondern auch die der Fertignahrung zugesetzten Farb- und Konservierungsstoffe. Herbizide und Pestizide auf unserem Obst, Gemüse und Getreide sind ebenfalls Gift für die empfindlichen Darmzellen.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien können sowohl ein Auslöser, aber auch eine Folge eines undichten Darms sein. Bereits seit über 40 Jahren ist bekannt, dass regelmäßiger Alkoholkomsum die Darmschleimhaut schädigen kann.
Antibiotika, Schmerzmittel und andere Medikamente können ebenfalls zu einem Leaky Gut führen. Antibiotika greifen Bakterien an, so auch die Bakterien der Darmflora. Dass Schmerzmittel Schleimhäute schädigen, ist bekannt. So wird in der Regel zur Therapie mit Schmermitteln schulmedizinisch ein „Magenschutzmittel“ mit verschrieben. Aber zum einen schädigt dieses „Magenschutzmittel“ den dem Magen nachfolgenden Darm, zum anderen wird vergessen, dass die Schmerzmittel auch im Darm ankommen und hier die Darmschleimhaut angreifen. Ein „Magenschutz“ wirkt hier nicht…
Pilze im Darm und vor allem deren Stoffwechselprodukte sind giftig und belasten die Darmbarriere, sodass die Toxine der Pilze nachfolgend in den Körper gelangen können. Dies führt zu langsamen Vergiftungserscheinungen, die sich durch Müdigkeit und chronische Schmerzen bemerkbar machen.
Akute und chronische Infektionen oder Entzündungen stören das Gleichgewicht im Darm. Magen-Darm-Infekte sind die Folge. Auch wenn diese als überwunden gelten, so kann es sein, dass ein lang anhaltendes Problem entstanden ist.
Von der Diagnose zur Therapie
Bestimmte Parameter zeigen eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmwand an. Dies ist in erster Linie Alpha 1-Antitrypsin, das zur Diagnose eines Leaky Gut sinnvollerweise im Stuhl gemessen wird. Erhöhte Werte lassen auf eine Durchlässigkeit der Tight Junctions schließen.
Weitere Werte sind Hinweise auf Entzündungen und sollten für eine eindeutige Diagnose mit bestimmt werden.
Nahrungsmittelintoleranzen sollten bei einem Leaky Gut in jedem Falle ausgeschlossen werden. Dies erfolgt in meiner Praxis durch die Bioresonanzmethode.
Wie kann man sich schützen?
Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig. Ausreichend Vitamine und Mineralstoffe bilden die Grundlage für die Bildung der Epithelzellen. Diese bilden die Schleimschicht aus, die sie schützt. Eine Störung in der Regeneration der Darmzellen führt gleichzeitig zu Störung in der schützenden Schleimschicht – ein regelrechter Teufelskreis.
Die Darmzellen erlangen ihre Energie, die sie zur Bildung des Schleims benötigen, vor allem aus Butyrat (Buttersäure). Diese wird durch ein bestimmtes Bakterium (Faecalibacterium prausnitzii) gebildet, welches sich von bestimmten Ballaststoffen ernährt, der resistenten Stärke. Dies ist einer der Gründe, warum ausreichend und richtige Ballaststoffe so wichtig sind für die Gesundheit.
Insbesondere nach Einnahme von Antibiotika und darmschädigenden Medikamenten sollte an eine Darmkur gedacht werden.
Für alle Leser meiner Infoseiten, die aus Gründen einer räumlichen Entfernung meine Praxis nicht aufsuchen können kann ich leider auch keine Beratung durchführen oder eine Therapie einleiten. Wenn Sie einen Selbsttest für Ihre Darmgesundheit durchführen möchten, dann empfehle ich Ihnen diese Tests von Medivere (Affiliate Link/Partnerlink):
Darmflora, Schimmelpilze, Hefen sowie die quantitative Untersuchung auf Verdauungsrückstände, α-1-Antitrypsin zur Bestimmung eines möglichen Leaky Gut Syndrom, Calprotectin als Entzündungsmarker, Gallensäuren, Pankreas Elastase (Enzyme Bauchspeicheldrüse), sekretorisches IgA zur Bestimmung des Darmassoziierten Immunsystems: