Eisen ist enorm wichtig für uns. Warum? Es ist u.a. der zentrale Baustoff des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Unsere roten Blutkörperchen bestehen zu 90% aus Hämoglobin. Eisenmangel bedeutet: kein Sauerstofftransport im Körper – folglich wenig Energie.
Das ist aber nicht der einzige Faktor für den Zusammenhang zwischen Eisen- und Energiemangel. Eine Schilddrüsenunterfunktion oder ein Mangel an Neurotransmittern ist häufig ebenfalls eine Folge. Die Energie wird dann also im Körper an verschiedenen Stellen abgedreht.
Viele Menschen vertragen Eisen aber schlecht – was tun beim Eisenmangel?
Bevor therapiert wird ist es erst einmal wichtig zu ermitteln: wie hoch ist eigentlich der Eisenspiegel? Denn Eisen sollte auf keinen Fall prophylaktisch eingenommen werden, ohne dass die Werte bestimmt wurden. Zu viel Eisen führt zu einem erhöhten Maß an freien Sauerstoffradikalen. Diese schädigen den Organismus. Ein gesundes Gleichgewicht ist wichtig.
Einen Hinweis auf einen möglichen Eisenmangel können wir auch durch die Betrachtung des vitalen Blutes unter dem Dunkelfeldmikroskop gewinnen.
Messen – nicht raten! Keine Eisentherapie ohne Blutwerte
Eisen wird gespeichert in einem Eiweißkomplex mit Namen Ferritin. Ferritin gibt bei Bedarf Eisen an den Körper ab. Daher ist Ferritin als Speichereisen der aussagekräftigste Laborparameter. Eisen selbst besitzt hingegen keine relevante Aussage, da dieser Wert ständig schwankt.
Ich beobachte immer wieder, dass meine Patientinnen und auch Patienten mit einem gravierenden Eisenmangel zu mir kommen und dem Arzt das nicht aufgefallen ist. Woran liegt das?
Der Wert Ferritin hat eine große Breite in den Laborwerten. Er liegt bei vielen Laboren zwischen 15-140 µg/l für Frauen, bei Männern etwas höher. Allein diese große Spannbreite ist schon verdächtig.
Was sind aber Referenzwerte? Sie bilden zeigen die Werte der durchschnittlichen Bevölkerung ab! Das heißt, die vielen (vor allem jungen) Frauen mit latentem Eisenmangel bringen auch den untersten Wert weit nach unten.
Achtung bei Ferritin unter 50µg/l
Für die meisten Hausärzte ist ein behandlungsbedürftiger Eisenmangel in der Regel aber erst bei Unterschreiten des untersten Grenzwertes gegeben. Wie meine Kolleginnen und Kollegen sehe ich einen Wert von 50 µg/l bereits als grenzwertig an und bei den entsprechenden Beschwerden behandeln wir diesen. Ein behandlungsbedürftiger Eisenmangel liegt meiner Meinung nach bei unter 40 µg/l vor.
Weiterhin wichtig ist der Wert Transferrin, ein Transportprotein für Eisen. Bei einem Eisenmangel ist dies in der Regel erhöht. Erniedrigte Werte von Transferrin liegen in der Regel vor bei chronischen Entzündungen oder Infekten.
Eisenmangel: typische Symptome
- Erschöpfung und Müdigkeit
- verminderte Leistungsfähigkeit und Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen
- Schwindel
- Veränderungen von Haut (blasser) und Nägeln (brüchiger)
- Ohrensausen
- Kopfschmerzen
- Sehstörungen
- Übelkeit
- Verminderte Stressresistenz und depressive Stimmung, da die Bildung der Neurotransmitter auf Eisen angewiesen ist
- Eine erhöhte Atemfrequenz und erhöhter Puls als Mechanismen des Körpers, den Sauerstoffmangel auszugleichen.
- Sichtbare Zeichen sind: Risse in den Mundwinkeln, spröde und trockene Haut
- Haarausfall und brüchige Fingernägel
- Entzündungen der Speiseröhre und der Magenschleimhaut
Mögliche Ursachen für einen Eisenmangel
Die Ursache für den Eisenmangel sollte gesucht und abgestellt werden. Dies können u.a. sein.
- chronische Blutungen (v.a. im Darmbereich) und starke Menstruationsblutungen, Blutspenden
- Leistungssport
- verminderte Eisenzufuhr: dies betrifft v.a. Vegetarier, da das pflanzliche 3-wertige Eisen aus Obst und Gemüse schlechter vom Körper aufgenommen wird als das 2-wertige Eisen aus Fleisch.
- Einige Lebensmittel behindern die Eisenresorption und sollten bei einem bekannten Mangel daher reduziert werden: Gerbsäuren in schwarzem Tee und Kaffee, Oxalate in Spinat, Rhabarber und Kakao, sowie Phosphate.
- Einseitige Ernährung und Diäten
- Schwermetallvergiftungen (Blei, Cadmium), chronische Aluminiumbelastung
- verminderte Eisenaufnahme (Magensäuremangel, chronischer Durchfall und Darmerkrankungen)
- bestimmte Medikamente (u.a. Antibiotika, Salicylate im Aspirin/ASS, Lipidsenker – vor allem aber Protonenpumpenhemmer wie Pantoprazol)
- Nitrosativer Stress: Stickstoffmonoxid (NO) ist in unserem Körper physiologisch vorhanden. Eine erhöhte Bildung (bspw. nach einem Trauma mit Beteiligung der Halswirbelsäule) hat gravierende Auswirkungen auf den Stoffwechsel. NO besitzt eine hohe Affinität zum Element Eisen und behindert dessen Funktion mit weitreichenden Folgen.
Ein leichter Eisenmangel lässt sich häufig durch eine Ernährungsumstellung beheben. Diese ist einer medikamentösen Behandlung vorzuziehen, da eine hohe Eisenaufnahme eine toxische Wirkung auf den Körper haben kann.
Was tun bei Nebenwirkungen bei der Einnahme von Eisen?
Meine Patientinnen berichten mir regelmäßig von Nebenwirkungen, vor allem über Übelkeit, Magenschmerzen oder Verstopfung. Die Ursache hierfür könnte Hepcidin sein. Dies ist ein Protein, das den Eisenhaushalt reguliert und im Gleichgewicht hält. Nehmen wir große Mengen Eisen zu uns, dann schüttet unser Körper Hepcidin ins Blut aus.
Denn Hepcidin führt zu einer Hemmung der Eisenaufnahme im Darm. Dies dient als Schutz vor der Aufnahme einer schädlichen Übermenge von Eisen. Damit verbleibt dann aber viel Eisen an der Darmschleimhaut und dies fördert Entzündungen durch die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe, u.a. IL-6. Diese Botenstoffe regen nun ihrerseits die Produktion von Hepcidin wieder erneut an und hemmen dazu auch noch die Bildung von Ferroportin. Wie der Name sagt, transportiert Ferroportin Eisen und sorgt dafür, dass es aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden kann. Hepcidin und IL-6 sind somit wichtige Faktoren für die Entstehung von Anämien aufgrund Entzündungen.
Lactoferrin kann helfen
Um die Bildung von Hepcidin zu reduzieren, bietet sich die Einnahme von Lactoferrin an. Dies ist ein Protein, dass sich in der Kuh- wie auch in der Muttermilch findet. Es optimiert die Eisenaufnahme vom Dünndarm ins Blut. Es wirkt dabei der Bildung von IL-6 entgegen. Die Eisenwerte und das Hämoglobin können sich so wieder besser normalisieren. Dabei werden mögliche Verdauungsprobleme in der Regel deutlich reduziert. Lactoferrin unterstützt die Darmschleimhaut und das Immunsystem.
Eine bestehende Darmentzündung sollte also immer vor einer Eisentherapie behandelt werden, sonst entsteht ein Teufelskreis. Außerdem ist es vor diesem Hintergrund klar, dass besser über den Tag verteilt niedrige Dosen Eisen eingenommen werden sollten, statt einer täglichen großen Dosis.
Ein leichter Eisenmangel lässt sich häufig durch eine Ernährungsumstellung beheben. Diese ist einer medikamentösen Behandlung vorzuziehen, da eine hohe Eisenaufnahme eine toxische Wirkung auf den Körper haben kann.
Gute pflanzliche Eisenquellen sind: Amaranth, Quinoa, Hirse, Hafer, Linden, Soja- und Mungobohnen. Kichererbsen, Kürbiskerne, Sesam und Leinsamen
Gerne berate ich Sie individuell, wie Sie Ihren Eisenspiegel verbessern können. Vereinbaren Sie einen Termin.
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