Wussten Sie, dass Pilze keine Pflanzen, sondern sogar näher mit Tieren verwandt sind? Denn im Gegensatz zu Pflanzen stellen Pilze ihre Nahrung nicht selbst durch Photosynthese her. Wie wir atmen sie Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus. Bei den Pflanzen ist dies umgekehrt. Und wie wir müssen auch sie ihre Nahrung von außen aufnehmen – im Gegensatz zu Pflanzen. Pilze ernähren sich von organischem Material und zersetzen dieses zu Erde. Dies schafft überhaupt erst die Voraussetzung für die Entwicklung und das Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen. Dass diese Lebewesen auch großartige Heilkräfte besitzen, ist den meisten Menschen unbekannt. Willkommen bei der Mykotherapie!
Das größte Lebewesen der Welt ist ein Pilz
Weltweit gibt es circa 2,2 bis 3,8 Millionen Pilzarten. Nur etwa 150.000 sind von ihnen bislang wissenschaftlich beschrieben. Der größte bekannte Pilz ist ein Hallimasch, der im Malheur National Forest in Oregon (USA) wächst. Er ist ca. 9 km² groß (das sind circa. 1.200 Fußballfelder) und wiegt circa 600 Tonnen. Sein Alter wird auf mindestens 2.400 Jahre, möglicherweise bis zu 8.500 Jahre geschätzt.
Zu den kleinsten Pilzen zählen die Hefepilze. Diese Einzeller sind kleiner als unsere Blutzellen. In einem Würfel Hefe aus dem Kühlregal finden sich 2,5-7 Milliarden Hefepilze.
Größenmäßig dazwischen liegen sowohl unsere Speisepilze, wie auch die Vitalpilze. Tatsächlich sind einige der Vitalpilze auch aus der Küche bekannt, wie bspw. der Austernpilz oder der Shiitake. Speisepilze enthalten wenig Kalorien, dafür aber neben essenziellen Aminosäuren viele wichtige Vitamine und Mineralstoffe.
Was macht die Mykotherapie so wertvoll?
Die Therapie mit Vitalpilzen nennt sich Mykotherapie. Vitalpilze sind besondere Pilzarten mit gesundheitsfördernden Eigenschaften. Sie enthalten eine Vielzahl bioaktiver Substanzen. Dies sind natürliche Wirkstoffe, die gezielt biologische Prozesse im Körper beeinflussen können und in der Naturheilkunde eine große Rolle spielen. Denn sie unterstützen das Immunsystem, den Stoffwechsel, die Nerven und viele andere Funktionen. Der große Vorteil von Vitalpilzen ist, dass diese bioaktiven Substanzen vom Körper viel besser aufgenommen werden als Inhaltsstoffe in synthetischen Präparaten. (Lesen Sie dazu auch: Machen Pilze schlau und gesund?)
Pilze beinhalten bspw. Vitamine, Antioxidantien, Polyphenole, sekundäre Pflanzenstoffe und Polysaccharide in einer einzigartigen Zusammensetzung. Dabei ist die Summe des Ganzen mehr als seine Inhaltsstoffe. Diese Inhaltstoffe besitzen eine hohe Bioverfügbarkeit. Das bedeutet, dass sie sehr gut vom Körper aufgenommen werden. Vitalpilze wirken unter anderem:
- Immunmodulierend, sie stärken das Immunsystem, bzw. gleichen es bei Bedarf aus (bspw. Verschiebung von bestimmten Zelltypen bei Allergien)
- Adaptogen, helfen für eine bessere Anpassung bei Stress
- Entzündungshemmend
- Entgiftend
- Antioxidativ
- Präbiotisch: unterstützen eine gesunde Darmflora
- Neuroprotektiv: fördern Wachstum und Regeneration von Nervenzellen
- Regulierend auf den Blutzucker, Blutdruck und Cholesterin
- Unterstützend auf Stoffwechsel
- Stärkend auf Energie und Leistung, schnellere Regeneration
Von den alten Chinesen bis zur Entdeckung der Antibiotika
Die positiven Wirkungen der Vitalpilze sind weltweit seit Tausenden von Jahren bekannt. Die Mykotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin. Aber nicht nur dort werden die Pilze schon lange geschätzt. Auch die Ureinwohner Nordamerikas nutzten dort einheimische Pilze als Heilmittel und zur Immunstärkung. In Europa sind sie allerdings nicht als Arzneimittel anerkannt und gelten als Nahrungsergänzung.
Auch unsere Vorfahren in Mitteleuropa haben schon vor langer Zeit Pilze als Heilmittel eingesetzt. So hat man bei Ötzi, dem 5.300 Jahre alten Gletschermann getrocknete Stücke des Birkenporlings gefunden. Dieser besitzt antibiotische Eigenschaften, stärkt das Immunsystem, wirkt schmerzlindernd und gegen Parasiten.
Sie wissen es sicherlich – die Entdeckung der Antibiotika erfolgte zufällig, als vor knapp 100 Jahren der schottische Bakteriologe Alexander Fleming Staphylokokken untersuchte. Dabei war eine seiner Petrischalen mit einem Schimmelpilz verunreinigt. Er bemerkte, dass um den Schimmel herum keine Bakterien wuchsen – etwas tötete sie ab! Es handelte sich um den Pilz Penicillium notatum. Fleming nannte dieses antibakterielle Mittel Penicillin.
Vitalpilze gibt es in unterschiedlichen Anwendungsformen. Unterschieden wird vor allem in Pilzpulver und -extrakte.
Pilzpulver enthält alle natürlichen Inhaltsstoffe und dient so der Versorgung mit den wichtigen Vitalstoffen. Umso feiner die Pilze vermahlen sind, desto höher ist die Bioverfügbarkeit. Die Darreichung erfolgt als Pulver, Tabletten oder in Kapseln. Pulver wird vor allem zur Prophylaxe, zur Regulation oder bei leichteren Erkrankungen eingesetzt.
Extrakte wirken schneller und stärker und sind daher bei akuten und schweren Erkrankungen sinnvoll. Sie enthalten die löslichen Bestandteile des Pulvers und sind deutlich konzentrierter.
Vitalpilze eignen sich nicht nur zur Behandlung von Menschen fast jeden Alters, sondern auch für unsere Tiere.