Gute Darmbakterien gegen Depressionen

Gute Darmbakterien gegen Depressionen – so lautet das Ergebnis einer Untersuchung der Universität Basel. Neben Medikamenten und Psychotherapie gewinnen die Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Darm, Darmbakterien und Gehirn immer mehr Aufmerksamkeit in der Therapie. Unser Mikrobiom (das sind alle Mikroorganismen, die in unserem Körper leben) hat seinen eigenen Stoffwechsel. Die Produkte des Bakterienstoffwechsels beeinflussen unser Nervensystem.

Das Thema ist nicht ganz neu, wurde aber letzten Sommer noch einmal durch eine weitere Studie bestätigt. Ich hatte bereits 2017 über dieses Thema berichtet.

Die Darmbakterien beeinflussen unsere Psyche

Bauchgefühl (Foto: Adobe Stock)

Darmbakterien beeinflussen unsere Psyche (Foto: Adobe Stock)

Es ist bekannt, dass Patienten mit einer Depression häufiger Darm- und Verdauungsprobleme haben als gesunde Menschen. Diese Probleme können unterschiedliche Ursachen haben, häufig ist die Darmflora aber beeinträchtigt.

Aus früheren Experimenten mit Mäusen weiß man, dass die Darmflora das Verhalten beeinflusst. Mäusen, die man ohne Darmflora aufgezogen hat, wurden in Experimenten die Darmflora von depressiven Menschen eingepflanzt. Daraufhin wurden die Mäuse energieloser und zeigten weniger Interesse an der Umgebung als ihre Artgenossen. Die Tiere entwickelten typische Symptome und das Verhalten von depressiven Menschen. Die Forscher schlossen daraus, dass die Zusammensetzung der Bakterien im Darm eine wichtige Rolle für die depressive Symptomatik spielt.

Probiotika verbessern die Stimmung

In ihrer neuen Studie haben die Forscher untersucht, wie sich die Einnahme von Probiotika auf Patienten mit einer Depression auswirkt. Zusätzlich zu der Behandlung mit Antidepressiva wurden entweder ein Probiotikum oder ein Placebo gegeben. Direkt vor der Behandlung, am Ende der 31 Tage, sowie noch einmal vier Wochen später unterzogen die Forscher die Teilnehmer einer Reihe von Tests. Das Ergebnis zeigte, dass sich in der Probiotika-Gruppe der Zustand der Probanden deutlich stärker verbesserte als in der Placebo-Gruppe.

Die Zusammensetzung der Darmflora änderte sich zumindest zeitweise am Ende der Behandlung. Es zeigte sich eine Zunahme von Milchsäurebakterien. Dieser Effekt ging mit der Abnahme der depressiven Symptomatik einher. Allerdings nahm der Anteil dieser gesundheitsfördernden Darmbakterien im Laufe der folgenden vier Wochen wieder ab. Es wird vermutet, dass vier Wochen Behandlung nicht ausreichen, um die neue Zusammensetzung der Darmflora zu stabilisieren. Dies kann ich nur unterstreichen. Für eine tiefgreifende Veränderung der Darmflora sollten Probiotika mindestens drei Monate eingenommen werden. Vier Wochen reichen nicht aus.

Auch ist es wichtig, das gesamte Darmmilieu zu bestimmen und zu beeinflussen. Denn kommen die Darmbakterien in Form der Probiotika in den Darm, ohne dass zuvor etwaige „Mängel“ beseitigt wurden, so verhalten sich die Bakterien wie wir, wenn wir in eine Bruchbude ziehen: wir ziehen möglichst schnell wieder aus.

Veränderungen der Hirnaktivität sind messbar

Besonders interessant ist, dass sich nicht nur das subjektive Empfinden veränderte, sondern dass die Probiotika-Therapie nachweislich Veränderungen an der Hirnaktivität erzeugte. Dies betrifft den Teil, der für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist. Daher lässt sich dies beim Anschauen bspw. neutraler und ängstlicher Gesichter messen. Bei Patienten mit Depressionen verhalten sich bestimmte Hirnregionen anders als bei psychisch Gesunden. Nach der vierwöchigen Einnahme von Probiotika normalisierte sich diese Hirnaktivität bei den Teilnehmern – jedoch nicht in der Placebo-Gruppe.

Die genauen Mechanismen sind bis heute nur teilweise klar, es bleibt also spannend was die Forschung noch so herausfinden wird in der Zukunft. Auch würde mich brennend interessieren, ob diese Effekte nur durch die Einnahme von Probiotika belegen lassen oder auch durch den Verzehr von Lebensmitteln, die reich an Milchsäurebakterien sind, wie fermentierte Lebensmittel.

Lassen Sie sich beraten, welche Probiotika sinnvoll sind und was auf jeden Fall bei der Therapie beachtet werden sollte.

Quellen:

https://www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/Gute-Bakterien-gegen-Depressionen.html

https://idw-online.de/de/news795224

 

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