Ich überlege schon seit einigen Wochen, ob es mich amüsiert, oder ob ich mich aufregen soll. Ist Kokosöl nun ein Superfood oder werden wir alle sofort sterben, wenn wir es essen?
Da hat im August diesen Jahres die Uni Freiburg ein Video ins Netz gestellt, das einen Vortrag über Ernährungsempfehlungen zeigt. Hierin behauptet Frau Prof. Michels mit einer unglaublichen Vehemenz, dass Kokosöl „reines Gift“ sei. Dies wiederholt sie im Vortrag 3 mal. Sie hält Kokosöl für gefährlicher als Schweineschmalz, da es zum „sicheren Herztod führen würde“. Es sei eines „der schlimmsten Nahrungsmittel“. Die Dame ist immerhin Wissenschaftlerin, Direktorin für Prävention und Tumorepidemiologie – sie muss es also wissen, oder? Und wenn so jemand mit absoluter Überzeugung und Eindringlichkeit von Gift und sicherem Herztod redet, dann wird dies ja wohl wissenschaftlich bewiesen sein: seriöse Forschung für den Laien verständlich aufbereitet… Achtung: Ironie…
In einem Punkt muss ich der Dame Recht geben: man sollte die sogenannten Superfoods kritisch hinterfragen. Nicht alles was „neu“ und teuer ist, ist deshalb gleich das allerbeste für die Gesundheit – auch wenn es noch so beworben wird. Was ist aber nun dran an der Kokosnuss?
Gefährlich wird die Nuss in der Tat nur, wenn sie uns auf den Kopf fällt, wie die Dipl. Biologin und Aromatherapie-Expertin Ruth von Braunschweig in ihrem Statement hierzu schreibt. Das kann dann durchaus auch mal zum Tode führen… Wäre der Konsum von Kokosöl allerdings garantiert tödlich, dann wäre Inder und Indonesier schon lange ausgestorben. Denn in diesen und anderen Ländern Süd-(Ost-)Asiens ist Kokosöl ein Grundnahrungsmittel. Die Menschen haben auch nicht mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen, als wir Mitteleuropäer, die ihr Fett gerne aus der Fritteuse aufnehmen.
Kokosöl zum Braten und Frittieren
Kokosöl beinhaltet fast nur gesättigte Fettsäuren und ist daher ideal zum Braten und Frittieren geeignet, denn es bildet im Gegensatz zu anderen Ölen eben keine gesundheitsschädlichen Transfettsäuren bei hohen Temperaturen. Daher wird es auch in erster Linie bei der Zubereitung mit hohen Temperaturen genutzt. Wer schon einmal versucht hat, Kokosöl über den Salat zu schütten, wird gemerkt haben, dass es bei normaler deutscher Zimmertemperatur fest ist und dann doch eher zum (hoffentlich) Olivenöl gegriffen haben. Genau diese Kombination macht es aus – gesättigte und ungesättigte Fettsäuren, jedes zu seiner (Mahl)zeit und ausgewogen konsumiert!
Kokosnüsse enthalten Proteine und Kohlenhydrate. Das enthaltene Fett darf nicht schnell ranzig werden, denn die Nüsse sind ja dazu da, die Kokospalmen zu vermehren. Dazu schwimmt eine Nuss auch schon mal wochenlang auf dem Meer um dann irgendwo an Land anzukommen, Wurzeln zu schlagen und ein neuer Baum werden zu dürfen. Diese lange Reise kann nur mit guten Zutaten und wertvollen sekundären Pflanzen-/Schutzstoffen überstanden werden. Frisches (!) Kokoswasser hat sich in den Tropen übrigens aufgrund der Vielzahl guter Inhaltsstoffe als gutes Mittel gegen Magenverstimmungen und Durchfall bewehrt.
Ob sich diese Stoffe noch wirklich so positiv auf unsere Gesundheit auswirken, dass Kokosöl als Allheilmittel gelten mag, das wage ich ja auch zu bezweifeln. Aber wie man dazu kommen kann, Kokosöl als Gift zu bezeichnen erschließt sich mir nicht. Ich kann mir höchstens erklären, dass die Dame Kokosöl und hochraffiniertes Kokosfett verwechselt hat. Dieses kennen wir seit langer Zeit als „Palmin“. Das ist etwas ganz anderes, als naturbelassenes „natives“ Kokosöl. Dessen Herstellung ist aufwendig, deswegen ist Kokosöl auch vergleichsweise teuer. Auch hier wieder mal ein Bock bei spiegel.de, die den Unterschied zwischen den beiden Fettsorten ebenfalls nicht erkennen.
Bei Ölen: „bio“ kaufen!
Wie bei jedem Öl kann ich nur empfehlen, Bio-Qualität zu kaufen. Die angeblich antibakterielle Wirkung von Kokosöl kann nämlich ggfs. auch an den eingesetzten Pestiziden in der konventionellen Landwirtschaft liegen. Giftstoffe sind fettlöslich und lagern sich besonders häufig und gerne in Fett an, deswegen sollten Öle immer aus guter Quelle stammen.
Kokosöl ist übrigens auch ein tolles Produkt für Haut- und Haarpflege…
Der Vortrag wurde übrigens mittlerweile von Uni Freiburg aus dem Netz genommen, es ist über ihre Seite nicht mehr aufrufbar. 😉
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Quellen:
https://orange.handelsblatt.com
Krist, S.; Lexikon der pflanzliche Fette und Öle; Springer Verlag
Ruth von Braunschweig: Stellungnahme zu Kokosöl und Kokosfett