Die sogenannte Eizellspende soll legalisiert werden. Bereits im Januar hat der Bundesärztepräsident in einem Interview dem RND gesagt, dass „es (…) nicht mehr zu rechtfertigen (ist), warum die Samenspende erlaubt ist, die Eizellspende aber nicht.“ Dieser Satz ist meiner Meinung nach sehr irritierend. Allein der Wortteil „Spende“ ist schon irreführend und verleiht dadurch dem Vorgang einen positiven und freundlichen Anstrich. Natürlich ist es schön, wenn Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch geholfen werden kann. Aber was ist mit der Frau, die ihre Eizellen zur Verfügung stellt? Was passiert genau bei der Entfernung von Eizellen, bei der sogenannten Eizellspende?
Zunächst einmal wird der normale Zyklus aus Optimierungsgründen hormonell unterbrochen und unterdrückt. Um die Frau auf die Entnahme von Eizellen vorzubereiten, wird sie dann mit diversen synthetischen Hormonen behandelt, entweder durch Injektionen oder Tabletten. Während dieser Zeit (mindestens 10-14 Tage, auch länger) wird die Frau regelmäßig medizinisch untersucht, um die Reaktion der Eierstöcke zu überwachen. Dies erfolgt mittels Ultraschalluntersuchungen und Blutentnahmen.
Die verabreichten Hormone sind deutlich höher dosiert, als sie der weibliche Körper natürlicherweise produzieren würde. So wird die Produktion von mehreren Follikeln und Eizellen angeregt.
Hormone haben Nebenwirkungen
Sobald die Eizellen ausreichend reif sind, injiziert man der Frau hCG (humanes Choriongonadotropin). Dieses Hormon produziert sie normalerweise während der Schwangerschaft. In diesem Prozess dient es dazu die Reifung der Eizellen abzuschließen.
Mögliche Nebenwirkungen von hCG sind:
· Überstimulation der Eierstöcke mit folgenden Symptomen: Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen
· Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle oder in der Lunge
· Stimmungsschwankungen wie Reizbarkeit, Angstzustände oder Depressionen.
· Brustspannen und Empfindlichkeit
· Kopfschmerzen
Die Eizellspende birgt eine Vielzahl von Risiken
Die Entnahme der Eizellen ist ein chirurgischer Eingriff unter Sedierung oder Vollnarkose. Chirurgische Eingriffe bieten immer Risiken, wie bspw. Infektionen, Blutungen oder Verletzungen der umliegenden Gewebe. Aber auch im Zusammenhang mit der Anästhesie kann es zu Problemen und Komplikationen kommen.
Weitere mögliche Risiken und Nebenwirkungen der Eizellspende sind:
· Infektionen und Blutungen an der Einstichstelle
· Eierstockzysten
· Chronische Unterleibsschmerzen
· Vorzeitige Menopause
· Bildung von Blutgerinnseln, Thrombosen unter der Hormontherapie. Diese können zu Embolien, einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt führen und sind somit potenziell tödlich.
· Möglicherweise erhöhtes Krebsrisiko, vor allem für Brustkrebs. Dass bestimmte Hormontherapien das Risiko für Brustkrebs erhöhen können, ist allgemein bekannt. Selbstverständlich gilt dies auch für Hormontherapien zur Anregung der Eierstöcke.
· Negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit. Ein mögliches Risiko für die „Spenderinnen“ besteht darin, nach der Hormonbehandlung selbst nicht mehr auf natürlichem Wege schwanger werden zu können.
Jede OP birgt Risiken. Allerdings erfolgen Operationen aber fast immer zum Wohle und zur Wiederherstellung der Gesundheit der Patientin. Eine Ausnahme bieten Lebend-Organspenden. Diese sind in Deutschland jedoch streng geregelt, nicht-kommerziell, für Menschen mit engen Beziehungen und an eine lebensbedrohliche Lage gekoppelt. Chirurgische Eingriffe und hormonelle Manipulationen, ohne einen Nutzen für die Patientin, sind ein neues Gebiet in Deutschland.
Operationen dienen bislang der Gesundheit der Patientin
Die Eizellspende jedoch geht somit voll zu Lasten der Patientin, die aus diesem Vorgang erst einmal keinen Vorteil erhält. Sie riskiert ihr Wohlergehen zugunsten anderer.
Es gibt zahlreiche Bericht darüber, welche psychische und emotionale Belastungen die Abgabe von Eizellen für die „Spenderin“ sein können. Schließlich entsteht nach diesem sehr belastenden Prozess ein Kind, das sie nicht selbst großziehen wird. Dies kann mit einem gravierenden Gefühl von Trauer und Verlust verbunden sein.
Allerdings gibt es bislang keine validen Daten darüber, wie die Auswirkungen und langfristigen Risiken für die Eizellspenderinnen sind. Es ist sicherlich noch nicht alles in diesem Zusammenhang bekannt. Langzeitstudien wurden bislang keine angefertigt.
Um auf Klaus Reinhardt zurückzukommen. Als Mediziner sollte ihm der oben aufgeführte Prozess mit seinen vielen Risiken und möglichen Nebenwirkungen bekannt sein. Den Prozess der Gewinnung von männlichen Samen zur Samenspende (nicht invasiv, vielleicht 5 Minuten und ohne jedes Risiko) brauche ich Ihnen nicht zu erklären. Auch Herrn Reinhardt ist dieser sicherlich bekannt. Eine Frau muss zur Gewinnung ihrer Eier aufgeschnitten werden, ein Mann zur Gewinnung seiner Samen nicht. Beide Vorgänge nicht nur zu vergleichen, sondern gleichzusetzen, halte ich für extrem Frauenverachtend.
Es muss in diesem Zusammenhang unbedingt auch der Begriff der Eizell-„Spende“ kritisch betrachtet werden. Eine Spende ist eine freiwillige Zuwendung, in Form von Geld-, Zeit- oder Sachspenden. Spenden erfolgen immer unentgeltlich, das heißt es gibt keine Gegenleistungen! Wenn eine Spende an eine Entschädigung oder gar eine Entlohnung geknüpft ist, dann handelt es sich per Definition nicht mehr um eine Spende, sondern einen kommerziellen Akt.
Eizellspende als Vorläufer für die Legalisierung von Leihmutterschaft
Unter dem Begriff der „reproduktiven Gerechtigkeit“ will die Ampel-Regierung nun die Eizellspende in Deutschland erlauben. Vor einigen Tagen hat die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission zur „reproduktiven Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin“ ihren Abschlussbericht vorgelegt. Den Risiken der Eizellspende widmet der Bericht einen kurzen Überblick mit dem Grundtenor, dass durch die moderne Medizin kaum ein Risiko bestünde. Eine kurze Internetrecherche zeigt andere Ergebnisse. Aber seit den Veröffentlichungen zu den AKW-Papieren diese Woche wissen wir ja, dass Gutachten und Stellungnahmen, die von der Regierung für die Öffentlichkeit bestimmt sind, im Sinne des Auftragsgebers geschrieben werden.
Im Bericht wird gefordert, dass die Eizellspenderin nicht nur umfassend und neutral aufgeklärt werden. Sie muss nach Ansicht der Kommission auch Anspruch auf eine angemessene Aufwandsentschädigung haben, „die ihren körperlichen Aufwand einschließt“.
Bezahlte Spende?
Sobald eine Aufwandsentschädigung geleistet wird, handelt es sich somit aber nicht mehr um eine Spende! Dazu einmal weitergedacht: die betreffende Frau erhält eine Aufwandsentschädigung. Dieser Betrag würde in Deutschland sicherlich nicht sehr hoch sein, damit auch nicht der Anschein einer kommerziellen Gewinnerzielung geweckt wird. In Großbritannien erhalten Frauen ca. 750 Pfund, in Spanien 1000 €. Dies ist nicht viel Geld für das gesundheitliche Risiko. Aber auf der anderen Seite reicht diese Summe als Anreiz für Frauen, die sich in einer finanziellen Notlage befinden. Gerade in ärmeren Ländern leben viele junge Frauen, die dieses Geld bitter benötigen. Es handelt sich bei diesem Deal um das Ausnutzen der Notlage von Frauen.
Die spanische Studentin Aida Martín Gómez hat dreimal Eizellen gespendet. Zuletzt war sie kurz davor zu verbluten. Sie fordert daher ein Verbot der Eizellen-Spende. Ihre Geschichte kann in diesem Artikel in der Emma nachgelesen werden.
Wer verdient? Kliniken und Pharmaindustrie!
Die behandelnden Kliniken sind natürlich auch keine gemeinnützigen Institutionen, sondern Unternehmen mit dem Ziel der Erwirtschaftung eines Gewinns. Mit anderen Worten: Pharma-Industrie, Kliniken und behandelnde Ärzte stecken sich die Gelder ein und die Frau, die als „Eizellspenderin“ fungiert und alle Risiken trägt bekommt gerade mal den Aufwand entschädigt. Wie widerwärtig ist das denn!?
In Deutschland ist Eizell-Spende bislang verboten. Die Bundesregierung will dies ändern. Ich sage klar nein zu diesem Vorhaben!
Die Legalisierung der Eizell-Spende ebnet den Weg für die Leihmutterschaft. Diese Gesetzesänderung wird hauptsächlich durch die FDP vorangetrieben – eine Partei mit gerade mal 20% Frauenanteil. Das sagt schon alles. Aber auch die Koalitionspartner stehen hinter dem Vorhaben. (mehr zu diesem Thema in Kürze)
Wer sich dem Thema Eizellspende und Leihmutterschaft in Form eines Romanes nähern möchte, dem empfehle ich „Hundepark“ von Sofi Oksanen. Sie schildert hier anschaulich die Machenschaften der Fruchtbarkeitsindustrie. Mit dem vielbeschworenen „Recht auf produktive Selbstbestimmung“ hat dies nichts zu tun!
Quellen und weitere Informationen:
https://www.emma.de/artikel/spenderin-aida-ich-fordere-das-verbot-340417
https://www.rnd.de/politik/aerztepraesident-klaus-reinhardt-ein-weiter-so-ist-unmoeglich-4N26WFAJMNBXNJSEXDY5JEKREQ.html
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/K/Kom-rSF/Kurzbericht_Kom-rSF.pdf https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/K/Kom-rSF/Abschlussbericht_Kom-rSF.pdf
Medizinische Risiken der Eizellspende, Gutachten von Dr. Isabelle Bartram und Taleo Stüwe, Gen-ethisches Netzwerk e.V., Berlin
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