Wenn (wie gesehen) der Cholesterinspiegel keinen Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen hat – welche Faktoren sind denn aber entscheidend? Wie kann man sie messen? Welche Laborwerte zeigen wirklich das Risiko für Arteriosklerose, Thromboseneigung, Fettleber und Insulinresistenz? Eine Urinprobe gibt Aufschluss.
Um das zu verstehen ist ein bisschen Biochemie nötig. Die wichtigen Faktoren im Zusammenhang mit Arteriosklerose sind:
TMAO = Trimethylaminoxid
TMAO entsteht einerseits im menschlichen Darm aus Cholin, Lecithin oder Carnitin, die wir mit der Nahrung aufnehmen. Es wird in den Blutkreislauf resorbiert. Andererseits entsteht es in der Leber oxidativ aus TMA. Es stellt einen Risikofaktor dar für Entzündungen an den Gefäßwänden und hat noch weitere negative Einflüsse. So hemmt es den Rücktransport von Cholesterin, beeinflusst negativ den Gallensäurestoffwechsel und erhöht die Aktivität der Thrombozyten, was wiederum die Gefahr für Blutgerinnsel steigert.
TMA = Trimethylamin
TMA ist ein Gas, das auch im menschlichen Darm produziert wird. Verantwortlich sind hierfür diverse Darmbakterien, die vermehrt bei Menschen vorkommen, welche regelmäßig Fleisch konsumieren. Trimethylamin lässt sich in vielen Organismen nachweisen. Höhere Konzentrationen entstehen beim mikrobiellen Abbau von Fischeiweiß – ein intensiver Trimethylamin-Geruch (unangenehmer, intensiver Fischgeruch) ist deshalb ein sicheres Indiz für mangelnde Frische. Trimethylamin entsteht übrigens auch im Vaginalsekret und zersetztem Ejakulat – und ist dort für einen fischigen Geruch verantwortlich.
Cholin und Betain
Cholin und Betain sind ebenfalls Methylamine und für uns essentielle Mikronährstoffe. Sie haben einerseits eine wichtige physiologische Bedeutung, andererseits können sie aber die Bildung von TMA im Darm fördern.
Cholin ist ein Vorläufer des wichtigen Neurotransmitters Acetylcholin und eine bedeutende Quelle für Methylgruppen. Letztere benötigen wir für normale Zellfunktionen. Acetylcholin ist für die Steuerung wichtiger Körperfunktionen und für das Gedächtnis sehr wichtig. Ein Mangel an Cholin hat weitreichende, negative Folgen wie Muskel- und Nervenschäden. Ein Mangel an Methylgruppen erhöht den Homocystein Spiegel und ist damit verantwortlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Cholin findet sich vor allem in Eigelb, Rinder- und Schweineleber.
Betain kann durch Bakterien in unserem Darm aus Cholin oder L-Carnitin gebildet werden und findet sich vor allem in Getreide, Spinat und roter Bete. Seine Aufgaben sind ähnlich dem Cholin. Bestimmte Darmbakterien können aus Cholin und Betain TMA bilden und somit indirekt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern. Ein Gleichgewicht ist daher so wichtig.
Betain häufig bei Diabetikern erniedrigt
Diabetiker haben übrigens häufig (zu 20%) einen erniedrigten Spiegel an Betain. Leberfunktionen und Entgiftungsprozesse werden so gestört. Denn Betain hat auch die Eigenschaft, die Leberfunktion bei einer nicht-alkoholischen Fettleber zu verbessern und giftige Wirkungen von Alkohol abzumildern.
Kommen wir zu den Darmbakterien. Von diesen haben wir in der Regel mehrere hundert verschiedene Arten im Darm. Sie produzieren u.a. die gesundheitsfördernden kurzkettige Fettsäuren und Vitamine. Jedoch gibt es auch einige Bakterienarten, die u.a. aus Cholin, Betain und L-Carnitin TMA freisetzen. Dieses wird dann im weiteren Verlauf zu TMAO oxidiert. Begünstigt wird dies durch eine ungünstige Zusammensetzung der Darmbakterien (Prevotella, Mucispirrilum, Tennericutes, Firmicutes, Proteobacteria u.a.) und durch einen hohen Konsum von rotem Fleisch und Eiern.
Arteriosklerose: Risikofaktor TMAO
Studien haben gezeigt, dass TMAO als ein möglicher langfristiger Risikoparameter angesehen werden kann. Es lassen sich nicht nur Prognosen für den Krankheitsverlauf von arteriosklerotischen Veränderungen ziehen, sondern auch für Diabetes mellitus und Adipositas.
Die Ernährung ist entscheidend. Sie bestimmt die Zusammensetzung der Darmbakterien. Diese unterscheiden sich vor allem Fleischesser von Vegetariern/Veganern. Fleischesser haben einen höheren Spiegel von L-Carnitin, Cholin und Betain. Das Mikrobiom passt sich in diesem Falle an und bildet dann eben mehr Keime aus, die TMA bilden.
Ein hoher Konsum von Fisch hat im Übrigen trotz der hohen Konzentration von TMAO im Fisch keinen negativen Einfluss. Das im Fisch enthaltene TMAO wird innerhalb von 24 Stunden fast vollständig über den Urin ausgeschieden.
Eine Urinuntersuchung gibt Aufschluss über das Risiko
Die klassische Mittelmeer-Diät ist aus diesem Grunde so gesund für Herz und Gefäße. Bestimmte Inhaltsstoffe bspw. im Olivenöl oder Balsamico Essig senken den TMA-Spiegel im Darm.
TMA, TMAO, Betain und Cholin lassen sich im Urin messen. Da sie ein Gesundheitsrisiko darstellen sollten bei erhöhten Spiegeln rechtzeitig Präventionsmaßnahmen eingeleitet werden. Das nötige Labormaterial (Kosten 35,55€ – Stand Februar 2023) erhalten Sie bei mir und natürlich auch die qualifizierte Beratung bei erhöhten Werten.
Quellen:
https://www.ganzimmun.de/labor/wichtige-laborinformationen/biomarker-der-arteriosklerose
https://www.chemie.de/lexikon/Trimethylamin.html
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