Heilpraktiker und Homöopath – ein wichtiger Unterschied!

„Heilpraktiker: da muss man ja dran glauben.“ An was genau? „An Kügelchen“. Oder: „du bist doch Homöopathin“. Oder: „das ist alles homöopathisch, was ich einnehme“. Aber auch: „mein Arzt ist auch Heilpraktiker“. Das sind alles Aussagen, mit denen ich gerne mal etwas aufräumen möchte.

Heilpraktiker und Homöopath - wo ist der Unterschied?

Heilpraktiker und Homöopath – wo ist der Unterschied?

Sehr oft werden Begriffe durcheinandergebracht, die eigentlich gar nichts miteinander zu tun haben und dadurch falsche Vorstellungen erzeugen. Es passiert häufig, dass ich als Homöopathin bezeichnet werde. Dies ist jedoch keine Berufsbezeichnung, sondern nur eine Bezeichnung für einen Therapeuten, der schwerpunktmäßig Homöopathie praktiziert. Dies können sowohl Ärzte wie auch Heilpraktiker sein. Mein Therapieschwerpunkt liegt jedoch nicht in der Homöopathie, ich bin also keine Homöopathin.

Meine korrekte Berufsbezeichnung ist Heilpraktikerin. Homöopath und Heilpraktiker ist nicht dasselbe.

Heilpraktiker – was ist das eigentlich?

In Deutschland gibt es zwei Berufsgruppen, die selbständig Heilkunde ausüben dürfen. Dazu zählt es, Diagnosen zu stellen und eigenständig Therapien durchzuführen. Die erste Berufsgruppe sind die Ärzte. Arzt wird man in Deutschland mit einem abgeschlossenen Medizinstudium, das mit dem Staatsexamen beendet wird. Daraufhin erfolgt die Zulassung, genannt Approbation. Daran schließt sich ggfs. eine Fachausbildung an. Ärzte besitzen die umfassendste Berechtigung zur Behandlung der Patienten.

Die zweite Berufsgruppe sind die Heilpraktiker. Regelungen zu diesem Beruf finden sich im Heilpraktikergesetz. Hier steht im ersten Satz des ersten Paragraphen: „Wer die Heilkunde, ohne als Arzt bestallt zu sein, ausüben will, bedarf dazu der Erlaubnis.“ Die „Bestallung“ entspricht der Approbation. Dies bedeutet, dass wer nicht zugelassener Arzt ist, nur mit der Erlaubnis des Gesundheitsamts die Heilkunde ausüben darf. Diese Erlaubnis erlangen Heilpraktiker mit dem Ablegen einer besonderen Prüfung. Sie benötigen hierfür zwar umfangreiche medizinische Kenntnisse, aber eben kein abgeschlossenes Medizinstudium.

Ein Arzt kann nicht gleichzeitig Heilpraktiker sein

Aus diesen Begriffsdefinitionen ergibt sich, dass ein Arzt eben nicht gleichzeitig Heilpraktiker sein kann. Wozu sollte er auch? Der Arzt darf umfassend diagnostizieren und therapieren und damit sehr viele Dinge tun, die ein Heilpraktiker nicht darf. Hinter der Aussage „mein Arzt ist auch Heilpraktiker“, den ich auch sehr oft höre, verbirgt sich der Gedanke, dass der Arzt auch eine Zusatzqualifikation in Naturheilkunde hat und bspw. vielleicht Akupunktur anbietet. Er ist aber deswegen kein Heilpraktiker und würde dies sicherlich auch vehement ablehnen. Tatsächlich müsste er seine Approbation abgeben, um als Heilpraktiker praktizieren zu können.

Heilpraktiker ist also eine Berufsbezeichnung. Hierüber wird geregelt, welche Rechte und Pflichten der Therapeut besitzt. Die Berufsbezeichnung regelt aber nicht die gewählten Therapieformen. Gegenüber Ärzten haben wir eine Vielzahl von rechtlichen Einschränkungen. So dürfen wir die meisten Infektionskrankheiten nicht behandeln, bspw. alle im Infektionsschutzgesetz aufgelisteten Erkrankungen. Wir dürfen keine verschreibungspflichtigen Medikamente verordnen, wir dürfen nicht röntgen, keine Gen-Untersuchungen veranlassen und vieles mehr. Natürlich haben wir aber die gleichen Pflichten u.a in Bezug auf Hygiene und Sorgfalt.

Was zeichnet den Heilpraktiker aus?

Gleichzeitig sind wir aber frei in der Auswahl unserer Untersuchungen und der Therapien. Vor allem haben wir viel mehr Zeit für unsere Patienten als die Ärzte. Das ermöglicht uns eben eine ganzheitliche Behandlung. Diese benötigt eben vor allem auch ein intensives Gespräch, um den Patienten in seiner Ganzheit zu erfassen.

Ein Heilpraktiker muss im Übrigen gar nicht zwangsläufig Naturheilkunde ausüben. Die Naturheilkunde wird laut Wikipedia als Spektrum verschiedener Naturheilverfahren beschrieben, die „im Körper natürliche Reaktionen anregen sollen und in der Natur vorkommende Mittel verwenden, wie z. B. Wärme, Kälte, Wasser, Erde, Licht, Luft, Nahrung und Pflanzen.“ Naturheilkunde ist somit ein Teilbereich der Alternativmedizin, die Methoden wie Homöopathie, Osteopathie, traditionelle chinesische Medizin oder eben aber auch Bioresonanztherapie umfassen. Auch die wichtige orthomolekulare Medizin gilt als alternativmedizinisch. Diese umfasst die Therapie mit Vitaminen, Mineralstoffen, Fettsäuren und Aminosäuren. Alle diese Therapieformen darf selbstverständlich auch ein Arzt durchführen – macht es allerdings sehr selten. „Arzt für Naturheilkunde“ ist häufig nur eine Werbebotschaft, da „natürliche Medizin“ als sanft gilt und von vielen Patienten bevorzugt wird.

Als Heilpraktikerin könnte ich tatsächlich auch ausschließlich mit frei verkäuflichen, chemischen Medikamenten therapieren, wie Aspirin oder Omeprazol. Das würde keinen Sinn ergeben, macht auch keiner – aber ich möchte damit zeigen, dass der Heilpraktiker eben nicht das Monopol auf die Naturheilkunde hat.

Was ist dann aber ein Homöopath?

Was ist denn nun aber ein Homöopath? Dies ist vor allem erst mal keine Berufsbezeichnung, sondern nur eine Beschreibung der verwendeten Therapieform. Ein Homöopath therapiert mit homöopathischen Mitteln. Die Homöopathie ist eine ganz bestimmte Behandlungsmethode, die auf dem „Ähnlichkeitsprinzip“ beruht.

Die alternative Medizin umfasst eine Vielzahl von Therapieformen. Der BDH listet auf seiner Internetseite fast 60 Diagnosemethoden und Therapien auf, die dort auch beschrieben sind. Diese Auflistung ist aber bei weitem nicht vollständig, da es auch eine Reihe von selten angewandten oder Spezialmethoden gibt. Homöopathie ist also beileibe nicht der Oberbegriff für natürliche Therapie oder naturheilkundliche Mittel. Wenn Sie einen Vitamin-B Komplex einnehmen oder eine Kräutertinktur – dann ist das eben wirklich keine Homöopathie. Das sind keine homöopathischen Mittel.

Was hat der Glaube mit Heilung zu tun?

Ich arbeite sehr viel mit Pflanzenextrakten und Vitalstoffen, wie Aminosäuren, Vitaminen und Mineralstoffen. Diese kommen nicht in der Form von „Kügelchen“ daher, wie Globuli gerne auch bezeichnet werden. Zwischen diesen Therapieformen und der Homöopathie bestehen gravierende Unterschiede. Bspw. benötigen wir Vitamine und Mineralstoffe zur Aufrechterhaltung der biochemischen „Fabrik“, die unser Körper darstellt. Jede Sekunde laufen unzählige Prozesse ab, die eben diese Vitalstoffe benötigen. Das ist ein Fakt und wird wissenschaftlich nicht angezweifelt. Hier davon zu sprechen, man „müsse ja dran glauben“ verkennt die Tatsachen. Das „dran glauben müssen“ bezieht sich bei dieser Denkweise eher auf Therapieformen, denen die wissenschaftliche Anerkennung fehlt, also auf die Therapien, deren Wirkweise nicht nachvollzogen werden kann. Gemeint sind vor allem die sogenannten Hochpotenzen bei der Homöopathie, bei denen kein Wirkstoff mehr nachgewiesen werden kann. Es gibt allerdings keinen Grund dafür, nicht an die Wirkung von Pflanzenextrakten oder Vitalstoffen zu glauben.

Bitte verwenden Sie die Begriffe richtig

Das ist vor allem der Grund dafür, warum es mir sehr wichtig ist, die Begriffe Heilpraktiker und Homöopath klar zu unterscheiden. Eine Vermischung führt eben dazu, dass unsere Tätigkeit viel zu einseitig gesehen wird und auf der anderen Seite automatisch von Menschen, die gegenüber den „Kügelchen“ eine Skepsis besitzen, abgelehnt wird.

Um das Bild noch zu vervollständigen, möchte ich noch erwähnen, dass es durchaus auch Ärzte gibt, die homöopathisch arbeiten und sich dann auch Homöopath nennen können. Darin unterscheidet sie dann nichts vom Heilpraktiker, der homöopathisch behandelt und dadurch Homöopath ist. Verwirrend? Eigentlich nein. Sie sollten sich nur merken, dass es zwei Gruppen gibt von Medizinern: Ärzte und Heilpraktiker. Und dann gibt es eine Vielzahl von Therapieformen. Alles das, was ein Heilpraktiker macht, darf auch der Arzt machen – umgekehrt jedoch nicht.

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