Nebennierenschwäche: Ursache für chronische Müdigkeit und Long Covid?

Niedriger Cortisol-Spiegel, Müdigkeit und Erschöpfung, ständige Infekte – gibt es da einen Zusammenhang? Der Bundesgesundheitsminister sieht sogar „Licht in den Long-Covid-Tunnel“ kommen, denn fast alle Long-Covid Patienten hätten erniedrigte Cortisol Spiegel. Dies betrifft aber generell viele Menschen mit Erschöpfung und Müdigkeit, auch schon vor der Pandemie. Die Symptome der Nebennierenschwäche ähneln dem eines Burnouts.

Nebennierenschwäche Cortisolmangel (Foto: Axel_Kock / Shotshop.com)

Nebennierenschwäche Cortisolmangel (Foto: Axel_Kock / Shotshop.com)

Bei Patienten mit Erschöpfungssymptomen, vor allem nach lange anhaltenden Stressphasen, bei eingeschränktem Immunsystem und immer wiederkehrenden Entzündungen lohnt sich ein Blick auf den Cortisol Haushalt. Dahinter könnte eine Nebennierenschwäche liegen.

Ich habe in vielen Artikeln immer wieder auf die Möglichkeit eines erniedrigten Cortisols hingewiesen. Da das Thema Erschöpfung immer wichtiger wird, möchte ich die Problematik näher erläutern.

Die Nebennierenschwäche ist erst einmal keine anerkannte Erkrankung. Dabei muss man jedoch wissen, dass die Schulmedizin eben kaum Graubereiche kennt. Krankheit manifestiert sich durch klare Laborergebnisse, bei denen die Werte außerhalb der Norm sind und ein Organ ein manifestes Problem hat. Schwächelnde Organe gibt es aus dieser Sicht nicht. Dabei gibt es bei vielen Organen eben nicht nur „on“ oder „off“ – sondern auch den Bereich, in dem sie noch etwas tun, aber eben nicht perfekt funktionieren. Dem Organ geht es dann so wie Sie Ihre Symptome schildern:

  • ich bin nicht richtig krank, aber auch nicht fit,
  • ich habe immer wieder einen Infekt,
  • ich bin einfach nur noch müde und erschöpft.

Was ist eine Nebennierenschwäche?

Offiziell gibt es nur die Nebenniereninsuffizienz, Morbus Addison. Aber ganzheitlich arbeitende Therapeuten interessieren sich eben auch für Graubereiche. Für Laborwerte, die müde Organe zeigen. Das sind Organe, die nur noch auf Sparflamme arbeiten. Schwächelnde Organe können wieder angeregt werden. Insuffiziente Organe sind defekt, das Gewebe ist zerstört. Das ist der Unterschied, deshalb lohnt sich der genaue Blick.

Die Nebennieren sind Hormondrüsen, die wie Hütchen auf den Nieren sitzen und funktional mit diesen aber nichts zu tun haben. Sie unterteilen sich in verschiedene Bereiche mit unterschiedlichen Aufgaben. Sie bilden Sexual-, Stress- und andere Hormone. Vor allem sind sie für die Bildung von Cortisol zuständig.

Cortisol: unser Energie- und Aktivitätshormon

Cortisol ist für die Bereitstellung von Energie verantwortlich. Es wird morgens in hohem Maße ausgeschüttet und sorgt dafür, dass wir gut in den Tag starten. Im Laufe des Tages fällt der Cortisolspiegel ab, um uns am Abend müde werden und zur Ruhe kommen zu lassen.

Cortisol stellt aber nicht nur Energie bereit, es beeinflusst auch in hohem Maße unser Immunsystem. Sie kennen Cortisol in seiner synthetischen Variante als das Medikament „Cortison“. Damit werden umgangssprachlich Glucokortikoide, also Medikamente mit Cortisolwirkung bezeichnet, wie Prednisolon oder Dexamethason.

Desweiteren ist Cortisol am Kohlenhydratstoffwechsel beteiligt. Heißhungerattacken auf Süßes und Gewichtsprobleme können mit einer Störung des Cortisolhaushalts zusammenhängen.

Wie misst man Abweichungen im Cortisolhaushalt?

Wichtig ist für die Ermittlung der Nebennierenwerte eine Messung zu verschiedenen Uhrzeiten. Es sollten immer mindestens 2 Proben überprüft werden, eine morgens nach der normaler Aufwachzeit und die zweite einige Stunden später. Noch aussagekräftiger ist ein Tagesprofil mit mehreren Werten. Speichelproben haben für den Patienten einen deutlichen Vorteil. Die Werte können so zu den perfekten Uhrzeiten und unter normalen Alltagsbedingungen ermittelt werden können, ohne dass eine Blutabnahme nötig wird. Cortisol im Blutserum hat auch nur einen sehr geringen Aussagewert, die freien Hormone im Speichel bilden ein besseres Bild ab.

Die Werte lassen ziemlich zuverlässig den Zustand des Patienten erkennen. Bei denen, die morgens schon unter massivem Stress stehen und gehetzt aufstehen, sind die Morgenwerte häufig stark erhöht. Das führt zu Symptomen wir Unruhe, Herzklopfen oder auch Gereiztheit.

Wenn die Nebenniere nun frühmorgens aber „ihr Pulver“ bereits stark verschießt, dann reicht es häufig nicht mehr für den Rest des Tages. Bei einem steilen Abfall des Cortisolspiegels meldet sich schnell Müdigkeit und Erschöpfung. Viele Menschen betrifft dies bereits im Laufe des Vormittags. Für den Nachmittag steht dann gefühlt gar keine Energie mehr zur Verfügung.

Andere sind schon eine Stufe weiter. Wenn die Nebenniere über lange Zeit zu viel powert, dann schafft sie es morgens auch nicht mehr zu ihrem üblichen „Morgen-Hoch“. Das klassische Symptom ist dann, trotz ausreichenden Schlafs müde aufzuwachen und nur schwer aus dem Bett zu kommen. Kennen Sie das?

Was passiert bei Stress?

Bei Stress laufen viele Mechanismen im Körper ab. Sowohl das Nerven- wie auch das Hormonsystem müssen auf bedrohliche Situationen reagieren. Adrenalin wird im akuten Stressmoment ausgeschüttet und setzt sehr schnell Energien frei. Wird der Stress aber zum Dauerzustand, so wird vermehrt Cortisol gebildet. Cortisol ist somit unser „Dauerstresshormon“. Eigentlich sind nur Krieg und Vertreibung typische Ursachen für Dauerstress. Normalerweise sollten wir regelmäßige Ruhephasen zur Regeneration machen. Viele Menschen fühlen sich aber heute permanent getrieben und gehetzt. Sie stehen unter Druck und Zeitnot. Dazu kommen Ängste. Unser Körper reagiert dann mit dem ihm bekannten Mechanismus: Cortisol produzieren um weiter „funktionieren“ zu können.

Bildet die Nebenniere über einen langen Zeitraum Cortisol in hohem Maße, dann führt dies irgendwann zwangsläufig deren Erschöpfung.

Was sind typische Symptome eines Cortisol-Mangels?

  • Müdigkeit und Erschöpfung
  • Infektanfälligkeit
  • Schlafstörungen
  • Muskelschmerzen
  • Verdauungsstörungen

Was haben Verdauungsstörungen und der Cortisolspiegel miteinander zu tun? Wir brauchen sehr viel Energie für unsere Verdauung. Enzyme, Gallensäure und Magensäure müssen gebildet werden. Völlegefühl, Blähbauch und Verstopfung sind klassische Symptome. Aber auch bspw. eine Laktoseintoleranz kann entstehen, wenn der Körper aufgrund eines Energiedefizits keine Laktase bildet. Die möglichen Folgen einer Verdauungsstörung und dadurch verminderter Aufnahme von Nähr- und Mikronährstoffen sind vielfältig.

Wenn die Akkus mal richtig leer sind, dann hat nicht nur der Körper ein Problem. Konzentrationsstörungen, Unruhe bis hin zu Depressionen nehmen wir als psychische Störungen war – sie können die Folge einer Nebennierenschwäche sein. Das sind die klassischen Symptome einer Burnout-Erkrankung.

Aber auch Erkrankungen wie die Fibromyalgie oder Autoimmunerkrankungen stehen im möglichen Zusammenhang. Wenn die Nebennieren ein Problem haben, so kann sich dies auch auf die Schilddrüse und ihre Hormonproduktion negativ auswirken.

Leiden Sie unter anhaltender Müdigkeit, dann lohnt sich sicherlich ein Blick auf die Cortisolwerte. Vereinbaren Sie einen Termin, ich freue mich auf Ihren Anruf.

Mein Beitrag darf gerne geteilt werden:

Wenn Sie auf die entsprechenden Buttons klicken, werden Daten an Facebook oder WhatsApp übertragen und unter Umständen dort auch gespeichert. Die Betreiberin dieser Seite hat keinen Einfluss auf die Datenerhebung und deren weitere Verwendung durch die sozialen Netzwerke.
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte meiner Erklärung zum 
Datenschutz