Maskenpflicht: ist sie sinnvoll oder nicht?

Lassen Volksfeste tatsächlich die Corona Zahlen steigen? Führen Maßnahmen wie eine Maskenpflicht wirklich zu einer Abnahme der Inzidenzen? Gibt es einen Ferieneffekt? Oder ist das alles vielleicht nur Zufall?

Schauen wir uns mal als Beispiel die Zahlen vom Münchener Oktoberfest an. Dies fand vom 17.09. bis 03.10.22 statt. Am 11.10.22 twitterte Christina Berndt von der Süddeutschen Zeitung: „das #Oktoberfest habe wie ein „Brandbeschleuniger“ gewirkt“ und meinte damit die Corona-Zahlen. Allerdings war der Brandbeschleuniger dann wohl doch eher ein Rohrkrepierer. Denn die Inzidenz in München ist von 1529 am 12.10.22 auf heute 479 gefallen – innerhalb von 8 Tagen! Dies geschah einfach so und ganz ohne jegliche zusätzlichen Maßnahmen, ohne eine Maskenpflicht.

Oktoberfest als Brandbeschleuniger?

Oktoberfest als Brandbeschleuniger?

Keine Zusammenhänge zwischen Inzidenzen und Großveranstaltungen

Wenn wir von einer Inkubationszeit von mindestens 4 Tagen ausgehen, so hätte das Oktoberfest erst ab dem 21.09.22 frühestens einen Effekt auf die Inzidenz in München. Die Zahlen sind aber bereits 14 Tage früher angestiegen. Der Beginn der Herbstwelle lag somit deutlich vor dem Beginn des Oktoberfestes.

Die gleiche Beobachtung kann man machen, wenn man sich die Daten der Abwassersurveillance des RKI anschaut. In der Woche vom 08.09. bis 15.09.22 ist die Viruslast im Abwasser in ganz Deutschland deutlich angestiegen, um dann ab dem 29.09.22 wieder abzufallen.

Viruslast im Abwasser (Screenshot Pandemieradar RKI)

Viruslast im Abwasser (Screenshot Pandemieradar RKI)

Es gibt weitere Hinweise darauf, dass die Zahlen in München nur purer Zufall waren. Würde die Theorie vom Brandbeschleuniger greifen, dann müsste man dies auch in anderen Regionen mit großen Volksfesten sehen. So fanden bspw. zeitlich nur etwas versetzt in Stuttgart die Cannstadter Wasen statt, ebenfalls ein großes Volksfest. Im Vergleich zum restlichen Baden-Württemberg verzeichnete Stuttgart aber in diesem Zeitraum tatsächlich sogar nur sehr niedrige Corona-Zahlen. Verglichen mit München hätte man auch hier deutlich steigende Zahlen vermuten können. Am 12.10.22 lag der Inzidenzwert dort nur bei 439, in BW bei 863. Von „Brandbeschleuniger“ keine Spur. Seltsam, oder? Oder besteht einfach kein Zusammenhang zwischen Volksfesten und der Inzidenz?!

Die Herbstwelle ist von alleine gebrochen – ohne Maskenpflicht

In ganz Deutschland fallen die Inzidenzen seit dem 12.10.22, also nach dem Scheitelpunkt der Welle. Die angekündigte Herbstwelle ist also überall ganz ohne Maßnahmen gebrochen – einfach so. Warum redet man dann aber immer wieder von einer Maskenpflicht?

Ein Effekt der Herbstferien kann ebenfalls nicht der Grund sein. Außer in NRW begannen in allen anderen Bundesländern die Herbstferien erst nach dem 10.10.22! Dass in NRW Herbstferien sind, kann wirklich keinen Einfluss darauf haben, dass zeitgleich in allen Bundesländern die Zahlen wieder fallen. Die Aussage des Bundesgesundheitsministers ist eine klare Desinformation.

Herbstferien haben keinen Effekt

Herbstferien haben keinen Effekt (Screenshot ARD)

Desinformation: Herbstferien haben keinen Effekt!

Desinformation: Herbstferien haben keinen Effekt!

Politik und Medien wollen uns leider immer noch weismachen, dass irgendwelche Maßnahmen wie eine Maskenpflicht oder große Ereignisse Einfluss hätten auf die Entwicklung der Fallzahlen. Bei genauer Betrachtung fallen diese Behauptungen allerdings regelmäßig in sich zusammen. Ganz zu schweigen davon, dass die Meldeinzidenz auch keine relevante Aussagekraft hat.

Interessanterweise nähern sich die Kurven in den verschiedenen Nachbarländern immer mehr an – total unabhängig von Maßnahmen und Ferien. In vielen Ländern war die Spitze der (ersten?) Herbstwelle um den 12.10. zu sehen.

Wir sollten uns daran gewöhnen, dass es bei Atemwegsviren Wellen gibt. Das ist kein Grund, bei jeder ansteigenden Zahl sofort wieder Panik zu machen und nach Maßnahmen zu rufen. Nachweislich haben diese Maßnahmen keinen Effekt, die Wellen brechen von alleine. Es werden auch wieder neue Wellen kommen, das ist unvermeidlich und wird Teil des Lebens werden. Panik und Angst selbst machen krank.

Alarm in Kliniken – warum eigentlich?

Allerdings sollten wir noch einmal der Aussage von Frau Berndt Aufmerksamkeit widmen. Alarm in Münchner Kliniken, die Patienten würden sich auf den Fluren stapeln. Womit kann denn dies eigentlich nur zusammenhängen? Herr Lauterbach twitterte am 07.10.22: „Gesundheit der Stadt München gefährdet durch Belastung Kliniken und schwere Covid Fälle. Eine selbstgemachte Katastrophe, weil kein Ende in Sicht, Fallzahlen sind hoch und steigen. Die Maskenpflicht im Innenraum wäre in München wahrscheinlich sinnvoll.“

Nun, 2 Tage später begann in rasendem Tempo das Sinken der Fälle – ganz ohne Maskenpflicht.

Dass Kliniken temporär überlastet sind, ist kein neues Phänomen. Bereits während der Grippewellen der vergangenen Jahre vor der Pandemie gab es immer wieder Überschriften dieser Art. Was ist aber anders dieses Jahr?

Weniger Patienten und deutlich weniger Personal

Laut den Zahlen der deutschen Krankenhausgesellschaft befinden sich immer weniger der mit Corona positiv getesteten Patienten auf der Intensivstation, zuletzt weniger als 7%. Dass mehr als 10% aller Intensivpatienten Covid positiv waren liegt über ½ Jahr zurück.

Aufschlussreich ist ein Blick in die Daten des Intensivregisters der DIVI (Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung der Intensiv- und Notfallmedizin). Dort kann man sich die Belegungsdaten der Kliniken für alle deutschen Landkreise runterladen. Dabei fällt für das Beispiel München auf, dass im Mai 2020 durchschnittlich noch 768 Intensivbetten zur Verfügung standen. Jetzt im Oktober 2022 sind es nur 478. Das heißt im Zeitraum der Pandemie wurden in München 38% der Intensivbetten entweder abgebaut oder stehen aus anderen Gründen nicht zur Verfügung. Mangelnde personelle Besetzung mit pflegerischem und ärztlichem Fachpersonal könnte ein Grund sein.

Die Katastrophe ist selbstgemacht – nur anders als kommuniziert

Da stellt sich die Frage, warum es nun über 1/3 weniger Intensivbetten gibt? Die „selbstgemachte Katastrophe“ und die Patienten, die sich angeblich auf den Fluren stapeln, haben eindeutig weniger mit der Menge der Patienten, als mit dem Mangel an Pflege- und Fachpersonal zu tun! Jetzt im Oktober 2022 liegen durchschnittlich 40 Patienten mit einem positiven Covid Test auf den Münchener Intensivstationen. Wie viele wegen Corona oder nur mit Corona da liegen geht aus den Zahlen leider nicht hervor. Im Oktober 2020 waren es durchschnittlich 106 Patienten – und das obwohl das Oktoberfest abgesagt worden war!

Wenn wir von einer „selbstgemachten Katastrophe“ sprechen, dann sollte man sowohl seitens der Medien und der Politik die Ursachen benennen. Da wäre zum einen die katastrophalen Zustände bei der Pflege, das Thema ist hinlänglich bekannt. Zum anderen sollte dringend hinterfragt werden, warum denn 30-50% der Beschäftigten in den Notaufnahmen krank sind, wie die Süddeutsche Zeitung am 10.10.22 schrieb. Es sind nicht zu viele Patienten, es sind zu wenig gesunde Pflegekräfte – und das obwohl dieses Personal durch eine Impfpflicht, durch permanenten Tragens von FFP2-Masken und regelmäßige Corona-Tests doch eigentlich bestens geschützt sein sollte. Oder? Was funktioniert denn da nicht?

Es wird Zeit, den Tatsachen in die Augen zu schauen. Die Menschen werden trotz Maßnahmen krank und kränker, Personal fällt aus – da kann es doch nicht die Lösung sein, Maßnahmen noch mehr zu verschärfen. Wann fällt diese Unlogik endlich mal auf? Wann wird endlich nach den wirklichen Gründen geforscht und für Abhilfe gesorgt?

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Quellen:

https://corona-zahlen-heute.de/deutschland/bayern/stadt-muenchen/

https://www.infektionsschutz.de/coronavirus/basisinformationen/coronavirus-sars-cov-2-ansteckung-und-uebertragung/

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/COVID-19-Trends/COVID-19-Trends.html?__blob=publicationFile#/home

https://corona-zahlen-heute.de/deutschland/baden-wuerttemberg/

https://ourworldindata.org/coronavirus#explore-the-global-situation

https://www.dkgev.de/fileadmin/default/Mediapool/Corona/19.10.2022/Tagesbericht_20221019.pdf