Stress macht sauer…

übersäuert (Foto: Adobe Stock)

übersäuert (Foto: Adobe Stock, © Riko Best)

… und übersäuert macht Schmerzen! Und müde. Und depressiv…

Säuren sind sinnvoll – wenn sie da sind wo sie hingehören. Als Beispiel im Magen: die dort gebildete Salzsäure hat eine Vielzahl von Aufgaben, unter anderem die Eliminierung von krankmachenden Keimen. Die Bakterien der Säuerungsflora im Darm sorgen für eine gesunde Abwehr und die Bildung von kurzkettigen Fettsäuren. Diese wiederum spielen eine Rolle bei unerwünschten Entzündungsvorgängen und bei einer Reihe von Stoffwechselvorgängen im menschlichen Körper. Milchsäurebakterien sorgen für ein saures Klima in der Vagina und verhindern dort das Ausbreiten von Pilzen und Bakterien.

Der Säure-Basen-Haushalt ist soooo wichtig!

An anderen Stellen im Körper sind Säuren allerdings alles andere als gesund. Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt ist für unsere Gesundheit daher von großer Bedeutung – davon haben die Meisten sicherlich schon gehört. Aber was richten Säuren schädliches im Körper an, woran merken wir das und wodurch übersäuern wir eigentlich?

Säuren, die der Körper nicht ausscheiden oder neutralisieren kann, lagert er im Binde- und Fasziengewebe zwischen. Bei den meisten Menschen kommt es aber zu einem permanenten Ansturm von Säuren und die Entgiftungsvorgänge kommen gar nicht mehr mit. Bei einem Großteil meiner Patienten ist die Leber am Rande ihrer Leistungsfähigkeit, was übrigens nicht an den üblichen „Leber-Labor-Werten“ abgelesen werden kann. Also entstehen regelrechte Säuredeponien, die das Bindegewebe sulzig werden lassen. Tasten können wir dies als schmerzhafte Knubbel in den Muskeln, den sogenannten Myogelosen. Aber auch Steine in den Gallenwegen oder Nieren entstehen aus Übersäuerung. Auch dieses Gefühl, dass alles irgendwie ein bisschen weh tut und sich klebrig und unbeweglich anfühlt ist ein typisches Zeichen für Übersäuerung.

Unsere Körper versuchen die sauren Einlagerungen durch basische Mineralstoffe auszugleichen, unter anderem Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen. Diese zieht der Körper aus seinen Depots ab, was zu einer Demineralisierung bspw. der Knochen führt.

Mögliche Beschwerden bei Übersäuerung sind Erschöpfung und Antriebsschwäche, depressive Verstimmung, chronische Entzündungen, Juckreiz, brüchige Nägel und Haarausfall, Muskelkrämpfe, Schmerzen in den Muskeln und Gelenken, und und … Rheuma und Allergien, Nervenschmerzen und Müdigkeitssyndrome gelten somit als klassische Übersäuerungserkrankungen, ebenso wie Neurodermitis und natürlich Gicht.

Reduzierte Abwehrkräfte

Unser Körper ist bemüht, saure Stoffwechselendprodukte nach außen zu befördern. Dies geschieht unter anderem auch über die Haut. Unser Schweiß dient nicht nur zur Kühlung, sondern auch der Entgiftung des Gewebes. Ein zu saurer Schweiß greift die Haut an, trocknet sie aus, lässt kleine Risse entstehen und Erreger können hier in den Körper gelangen. Saure Haut fördert Pilzinfektionen. Schleimhäute werden durch Säuren irritiert und auch deren Abwehrfunktion wird so beeinträchtigt.

Der Säureschutzmantel, wovor soll der denn schützen?

Haben Sie schon einmal vom Säureschutzmantel der Haut gehört? Dieser wird von der Industrie gerne vermarktet um bestimmte Produkte zu verkaufen. Nur ist dies leider vollkommener Blödsinn und sogar schädlich für Ihre Gesundheit. In der Tat hat die Haut in den Industrieländern einen leicht sauren pH-Wert. Dies zeigt aber, dass unsere Körper versuchen, über die Haut Säuren nach außen zu leiten. Umso saurer das Gewebe ist, desto mehr muss raus. Eine saure Haut ist also ein Zeichen für Entgiftung und nicht etwa physiologisch – sondern nur der Zustand des übersäuerten Wohlstandsmenschen. Interessanterweise ist der pH-Wert der Haut in den letzten Jahrzehnten offensichtlich immer saurer geworden. Dies ist ein Zeichen für zunehmende „Versauerung“ des Körpers. Dieser Säuremantel dient somit nicht dem Schutz, er sollte also auf keinen Fall noch unterstützt werden!

Säuren werden durch Basen ausgeglichen, die Hautpflege sollte somit also eher basisch sein. Baden Sie in Basenbädern, dies dient der Entgiftung da über osmotische Vorgänge die Säure ausgeleitet werden kann. Schmieren Sie auf keinen Fall saure „Pflegeprodukte“ auf Ihre Haut, denn Säure + Säure verschlimmert die Situation noch mehr. Sie drücken somit die Säure nur wieder in den Körper hinein. Allergien und Hauterkrankungen nehmen auch hierdurch immer mehr zu. Nutzen Sie leicht basische Körperpflegeprodukte und unterstützen Sie somit die natürliche Entgiftung des Körpers, sowie seine Eigenschaft zur Rückfettung.

Übrigens ist das Fruchtwasser, in dem wir vor der Geburt 9 Monate gebadet haben, leicht alkalisch, der Wert liegt über 7 pH! Wenn die Natur dies als natürlich eingerichtet hat, warum sollten wir jetzt sauer baden? Man könnte jetzt einwenden, dass im Mamas Bauch das Baby ja noch keinen Mantel braucht, da es noch keine Erreger von außen gibt. Aber eine intakte und nicht durch Säuren gereizte Haut ist eben der beste Schutz.

Warum sind wir so übersäuert?

Dies hat zum einen viel mit der Ernährung zu tun. Wir unterscheiden hierbei in saure, säurebildende, neutrale und basische Lebensmittel und in solche die zwar Säuren enthalten und sauer schmecken, jedoch vom gesunden Organismus basisch verstoffwechselt werden. Essig und Sauerkraut, Zitrusfrüchte und das meiste Obst gehören zu Letzeren. Sie enthalten Säuren, schmecken sauer, werden aber normalerweise basisch verstoffwechselt.

Säurebildende Nahrungsmittel sind in erster Linie eiweißhaltig, denn bei der Umsetzung von Eiweiß kommt es zur Bildung von Säuren, vor allem Schwefelsäure. Hier sind vor allem Fleisch und Wurstwaren zu nennen, aber auch Käse und Milchprodukte. Aus Phosphat entsteht Phosphorsäue. Phosphate machen Wasser schnittfest – deswegen findet man sie vor allem in Wurstwaren.

Hülsenfrüchte enthalten wertvolle Inhaltsstoffe, werden aber auch sauer verstoffwechselt, denn sie enthalten Eiweiß.

Schwarzer Tee und Alkohol zählen zu den Säurebildnern. Kaffee hingegen kann zwar im Magen durch die reizenden Gerbstoffe Sodbrennen fördern, ist aber eigentlich eher leicht basenbildend.

Bei der Verwertung von Fetten und Kohlehydraten entstehen unter anderem Ketonsäure und Milchsäure. Erdnussöl und gehärtete pflanzliche Fette gelten als Säurebilder. Extreme Säurebildner sind aber vor allem Zucker und Süßigkeiten! Sie führen zu einer Demineralisierung und dem Verbrauch vor allem von Vitamin B1. Dies gilt auch für alle Weißmehlprodukte.

Säuren sind starke Zellgifte. Sie schädigen die in den Zellen vorhandenen Enzymsysteme, da diese optimal nur in einem eng begrenzten pH-Bereich funktionieren.

Essen Sie bitte zu 80% basisch oder basenbildend!

Basische und basenbildende Nahrungsmittel wirken unabhängig von der Stoffwechsellage des Körpers basisch auf unseren Körper. Um einer Übersäuerung vorzubeugen sollten daher folgende Nahrungsmittel überwiegend gegessen werden: Kartoffeln, Gemüse (Ausnahme: Tomaten), Molke, Obst, Mandeln, ungeschwefelte Dörrfrüchte, die meisten Kräuter. Trinken Sie viel Wasser oder Kräutertees.

Vollkornprodukte gelten im Säure-Basen-Haushalt als neutral.

Über die Lunge wird Kohlendioxid abgeatmet, diese entsteht mit Wasser aus Kohlensäure. Die Nieren scheiden Säuren aus. Störungen dieser beiden Organe führen somit zu einer Übersäuerung des Körpers.

Moderate Bewegung führt zu einer verstärkten Atmung. Eine tiefe Atmung kann entsäuern. Die Bewegung hilft ferner dabei, Giftstoffe und Säuren aus dem Körper abzutransportieren. Fahrradfahren, wandern und walken sind also gut gegen Übersäuerung. Atmen Sie tief durch!

Stress macht sauer!

Bei Stress werden dauerhaft vermehrt Stresshormone ausgeschüttet. Beim Abbau dieser Hormone fallen Säuren an. Außerdem verändern sie die Atmung. Gestresste Menschen atmen flacher, es gelangt nicht ausreichend Sauerstoff ins Blut und das Gewebe kann dadurch nicht ausreichend gereinigt werden. Gleichzeitig verringert dies die Energiebereitstellung und erhöht dadurch die Milchsäureproduktion.

Leistungssport macht sauer. Bei intensiver Belastung fallen bei der anaeroben Energiegewinnung Nebenprodukte an, die nicht mehr weiter verwendet werden können und im Körper zu einer Übersäuerung führen. Es entsteht Milchsäure, die als Laktat ins Blut übergeht. In der Regel übersäuert nur kurzfristig der betroffene Muskel. Bei einem aber bereits bestehenden Säureproblem im Körper und bei mangelnder Möglichkeit diese abzupuffern verstärkt dieser Zustand die Übersäuerung des Organismus.

Kauen Sie ausreichend! Verdauung beginnt im Mund, der Speichel ist basisch und kann somit der Übersäuerung vor allem bei der Aufnahme von Kohlenhydraten entgegenwirken. Vielleicht haben Sie schon einmal gemerkt, dass lange gekautes Brot irgendwann anfängt süßlich zu schmecken?

Testen Sie Ihre Säuren

Haben Sie den Verdacht, Sie könnten übersäuert sein? „Du bist was du isst“ sagt der Volksmund. Aber auch trotz basischer Vollwerternährung kann es sein, dass Ihr Körper die angefallenen Säuren nicht ausscheiden kann und Sie übersäuert sind. Testen Sie mit Teststreifen aus der Apotheke, mehrmals am Tag und mindestens über 3 Tage mit dem sogenannten Mittelstrahlurin. Das Ergebnis der Messung sollte Schwankungen am Tag aufzeigen. Der Morgenurin sollte leicht sauer sein, da während der Nacht die Leber aktiv ist und Säuren ausscheidet. Im Laufe des Tages sollte sich der Urin immer mal wieder deutlich im basischen Bereich befinden.

Liegen keine Schwankungen vor und liegen die Werte überwiegend im sauren Bereich, so ist dies ein Hinweis auf eine latente Übersäuerung.

Sind sie überwiegend im basischen Bereich, ohne dass die Ernährung rein basisch ist, ist dies ein Hinweis auf ein mögliches Unvermögen Säuren auszuscheiden. Dann sind die Säuren irgendwo abgelagert und die Niere bringt sie nicht raus.

Fehlende Schwankungen in den Werten sind ein Hinweis auf mögliche Nieren- oder Lebererkrankungen oder einen Mineralstoffmangel, vor allem von Zink.

Lassen Sie sich von mir beraten, welche Maßnahmen Sie gegen Übersäuerung durchführen können. Ihre Gesundheit wird es Ihnen danken.