Wie geht es eigentlich Ihrer Darmflora?

bakterien (Foto: Adobe Stock, © Dan Race)

Wie gut kennen Sie Ihren Bauch? Wissen Sie eigentlich was da so alles los ist? Wenn Sie mehr wissen wollen über ein faszinierendes Organ und die hier wohnenden Bakterien, dann lesen Sie hier weiter.

Meinte man noch bis vor kurzem, unser Verdauungsapparat hätte ausgebreitet eine Oberfläche von der Größe von ein bis zwei Tennisplätzen, so geht man nach neuesten Erkenntnissen nur noch von dem Zehntel, also einer Fläche von 30qm bis maximal 40qm aus. Denk-, bzw. Messfehler haben wohl zu dieser falschen Annahme geführt.

Nichtsdestotrotz ist der Darm ein faszinierendes Organ, das eine Vielzahl von Aufgaben für uns hat. Er soll eine Barriere gegen Fremdstoffe und Keime bilden, ist aber gleichzeitig natürlich für die Aufnahme der Nahrung zuständig. Darüber hinaus steuert er wichtige Stoffwechselvorgänge. Er bildet Hormone und ist eng mit unserer Psyche verbunden. Etwa 80% unseres Immunsystems sitzt im Darm.

Wir haben 10 mal mehr Bakterien im Körper als eigene Zellen!

Der Darm beherbergt ein komplexes Ökosystem aus bis zu 1 Billiarde Bakterien: das ist eine 1 mit 15 Nullen…. Und das sind 10-100mal mehr Bakterien, als wie Körperzellen besitzen und über 10000mal mehr als Menschen auf der Erde leben! Circa 700g unseres Körpergewichts machen unsere Darmbakterien aus. Diese Bakterien sind enorm wichtig für die Abwehrbarriere gegen fremde Keime. Sie schützen uns also vor krankmachenden Bakterien, vor Viren und vor Pilzen.

Bakterien haben ein schlechtes Image – es wird Zeit das zu ändern!

Bis zu 500 verschiedene Bakterienstämme besiedeln unseren Darm. Die Zusammensetzung der Darmflora entwickelt und verändert sich im Laufe unseres Lebens.

Unsere Ernährung spielt eine große Rolle für die Darmflora. Die für uns nicht verwertbaren Ballaststoffe sind eine wichtige Energiequelle für unsere Bakterien. Sie werden zu kurzkettigen Fettsäuren umgewandelt, die ihrerseits für einen leicht sauren pH-Wert des Stuhles sorgen und somit Fremdkeime (die es lieber basisch mögen) hemmen.

Zusammen mit einer gesunden Darmschleimhaut und dem im Darm sitzenden Teil des Immunsystems schützt uns die Darmflora indem sie eine Barriere darstellt. Eine Vielzahl von Erkrankungen führen zu einer Störung dieser Barrierefunktion. Einseitige Ernährung kann ebenso eine Ursache hierfür sein, wie auch die Einnahme von Antibiotika. „Anti Bios“ bedeutet „gegen das Leben“. Antibiotika sind gegen Bakterien gerichtet, unterscheiden hierbei aber leider nicht nach Freund und Feind. Sie zerstören somit bei jeder Einnahme auch einen Teil unserer für uns lebenswichtigen Bakterien.

Antiobiotika helfen nicht gegen Schnupfen

Erfreulicherweise werden Antibiotika nicht mehr bei jedem Schnupfen verschrieben (wo sie eh nichts ausrichten, da Schnupfen durch Viren verursacht wird – hier helfen Antibiotika nicht!). Aber die wenigsten Ärzte empfehlen mit der Verschreibung von Antibiotika die gleichzeitige Einnahme von sogenannten Probiotika („pro bios“ = „für das Leben“). Dies sind Zubereitungen mit lebensfähigen Mikroorganismen, die die Regeneration der Darmflora unterstützen.

Eine gestörte Darmflora ist die Grundlage dafür, dass sich vorübergehend oder dauerhaft Krankheitserreger und Pilze im Darm ansiedeln oder schädliche Stoffe aus dem Darm in den Körper gelangen können und hierdurch Beschwerden auftreten oder sich verstärken.

So kommt es hierdurch häufig zu Magen-Darm-Beschwerden wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Schmerzen können auftreten. Besonders fatal sind Schäden in der Darmschleimhaut, das sogenannte „Leaky-Gut-Syndrom“, welches bei der Entstehung von Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten und chronischen Darmerkrankungen eine Rolle spielen kann.

Nach einer Darmflorauntersuchung ist somit die Behandlung des Darms und seiner „Einwohner“ häufig die Grundlage meiner Therapien bei Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Reizdarm – eine echte Diagnose?

Aber auch Patienten mit sogenanntem Reizdarm-Syndrom können von einer Analyse ihrer Darmflora profitieren. „Reizdarm“ ist keine klinische Diagnose, sondern ein Zustand mit unspezifischen Darmbeschwerden – nachdem keine organischen Ursachen gefunden wurden. Blähungen und Schmerzen, Durchfall oder Verstopfung sind typische Symptome. 10-20% unserer Bevölkerung gelten als vom Reizdarm-Syndrom betroffen, Frauen deutlich mehr als Männer.

Behandelt wird häufig die Psyche, wobei in vielen Fällen diese gar nicht der Grund ist. Zwar nimmt unsere Psyche Einfluss auf Magen und Darm, das zeigt sich ja auch in unserem Sprachgebrauch. So sagen wir: „ich habe Schiss“ wenn wir Angst haben, oder „das ist mir auf den Magen geschlagen“ bei unangenehmen Ereignissen – aber auch haben wir „Schmetterlinge im Bauch“ wenn wir frisch verliebt sind.

Eine Studie der TU München aus den Jahren 2003-2015 zeigte, dass eine Infektion im Magen-Darm-Trakt die Gefahr für die Entwicklung eines Reizdarm-Syndroms deutlich erhöht. So findet sich bei vielen Patienten mit diesen unspezifischen Magen-Darm-Symptomen eine gestörte Darmflora. Diese kann weder durch Darmspiegelungen, noch durch Ultraschalluntersuchungen, sondern lediglich durch eine Stuhluntersuchung beurteilt werden. Aus diesem Grunde ist eine Analyse der Zusammensetzung der Darmbakterien, sowie die Untersuchung auf Pilze eine der grundlegenden Untersuchungen im Rahmen meiner Erstanamnese.

Die Naturheilkunde kann helfen

Bei Stoffwechselstörungen und einem eingeschränkten Immunsystem kann eine sogenannte Darmsanierung unterstützend helfen. Hierbei werden unter anderem gezielt auf die individuelle Darmflora abgestimmte Probiotika und schleimhautregenerierende Mittel eingesetzt.

Lassen Sie sich testen. Das notwendige Labormaterial erhalten Sie in meiner Praxis. Lassen Sie sich von mir beraten. Ich stehe Ihnen bei Diagnose und Ihrer individuellen Therapie gerne zur Seite.